Wanderung von Delphi zur Korykischen Grotte

Volker Friebel

Aufstieg zur Hochebene
Rast am Brunnen
Vom Brunnen zur Grotte
An der Grotte
Die Nymphen
Die Thyiaden
Dionysos
Zitierte Literatur

Aufstieg zur Hochebene

Frühlingsmorgen in Delfi. Das Dorf wurde zu Beginn der Ausgrabungen in der Nähe der antiken Stätte Delphi errichtet. Eine Taube fliegt träge durch die Blitze der Schwalben. Ein Hund bellt. Die Müllabfuhr beseitigt die Überreste auch dieses Osterfests, während unten der Golf von Korinth den leeren Himmel spiegelt.

Die Götter schweigen. Aber die Hügel sind da, und alles Grün empfängt das Licht. Am Parnass springen Quellen.

Wir brechen zu einer Wanderung auf. Den „schlechten Steig“, über den sich die Bewohner Delphis bei Gefahr in Sicherheit brachten, geht es hoch, am Hang des Parnass, zur Korykischen Grotte, zu der in alter Zeit die Thyiaden zogen und ihre ekstatischen Feste feierten.

Nach einer Stunde etwa kommen wir auf einem Hügel über der Kastalischen Schlucht an. Und erreichen dann, noch höher, eine Hochebene.

Der Parnass. Kein einzelner Berg, sondern ein Gebirgsmassiv, mit einer Hochebene und mehreren Gipfeln, der höchste 2.455 Meter über dem Meeresspiegel, dem Golf von Korinth. Hier ist die Heimat der Musen. Am südwestlichen Hang liegt Delphi, mit dem Orakel des Apollon. An einem der Seitengipfel liegt die Grotte. Unsere Füße gehen den Weg.

Lang nach dem Meer –
auf dem Parnass
wartet ein Motorboot.

Auf einem Autoanhänger harrt es der Dinge, die kommen. Irgendwann brandet hier vielleicht wieder ein Meer. Oder ein Grieche zieht seinen Autoschlüssel, startet und braust mit ihm hinunter zum Golf.

Vogelschreie.
Himmel in den vielen Farben
der Blumen.

Roter Mohn
am Parnass. Das Gedächtnis
des Lichts.

Aufscheinend
in den Farben der Blumen –
das Licht.

Auf dem Fels liegt Ziegenkötel. Kamille schwankt im Wind. Den Bergpfad kreuzt ein Wasserrohr.

Foto: Vom neuen Dorf Delfi (rechts oben im Bild) biegt sich die Straße nach Athen um den Berg herum, läuft durch die Ausgrabungsstätten des antiken Delphi. Knapp links über der Mitte des Bilds ist das Stadion zu sehen, weiter nach links oben das Museum. Der Apollon-Tempel liegt noch weiter links außerhalb des Bilds.

3.000 Jahre soll der „schlechte Steig“ alt sein. Heute bildet er einen Abschnitt des E4 im Netz der Europäischen Fernwanderwege.

Bienen summen. Blumen blühen in allen Farben. Weit unten der Golf von Korinth. Olivenhaine nehmen silbern den Dunst auf, weiße Häuser stehen vor der Bläue der See.

Hier oben am Hang des Parnass schwirren Schmetterlinge. Steine erinnern an das Alter des Pfads und der Welt.

Nur unser eigener Schatten. Hier gibt es Büsche und einfachen Stein, sonst nichts, das sich erhebt aus dem Bienen- und Fliegengesumm.

Ziegenkötel. Zwei Käfer transportieren einen Brocken davon irgendwohin.

Wo unsere Heimat ist? Wir haben begonnen, im Gehen zu wohnen und bleiben doch mit jedem Schritt ganz in der Mitte unserer Fantasien, während der rote Mohn hier einfach öffnet und schließt, während die Gänseblümchen einfach im Licht stehen.

Pfad am Parnass.
Ein Kuckuck ruft endlos
über uraltem Stein.

Foto: Der Pfad. In der Tiefe Itea am Golf von Korinth.

Rast am Brunnen

Der Bergpfad erreicht die Hochebene. Im Tal ein großer Olivenhain, die weißen Häuser von Itea, die blauen Wasser des Golfs von Korinth.

Am Parnass
eine Hirtenhütte, Gewebe
aus Vogelsang.

Zwischen Felsen sprießt Grün in die Vogellieder und in das Licht.

Vereinzelte Häuser. An einem Brunnen rasten wir. Viehtränken stehen verlassen, wasserdurchströmt, der Boden ist zerstampft.

Ein verrostetes Fass. Vogellieder dringen in Löcher ein.

Quellwasser.
Im Licht erstarrter Stein, Gewebe
des Vogelsangs.

An der Viehtränke
wasch ich die Hände, halt sie
ins Licht.

Schneebedeckt die beiden Hauptgipfel des Parnass.

Ein abgestorbener Baum.
Bienensummen
im Wind des Parnass.

Kuhfladen liegen fliegenumschwirrt zwischen Blumen und Fels.

Zwischen den Blumen des Hochlands –
Patronenhülsen.

Bergkuckuckrufe. Das Zittern der Blumen. Auf der Viehtränke sitzen zwei Vögel – Federn biegen sich im Wind vom Parnass. Meinen Rucksack, ins Gras abgesetzt, hat ein Käfer erstiegen. Nun steht er still, lässt die Fühler tanzen im Licht. Dieses Licht zersägt auch das Schweigen der Steine. Insekten summen.

Vom Brunnen zur Grotte

Die Rucksäcke aufsetzen, wir lassen die Tränke zurück, wandern weiter, einen Nebengipfel des Parnass hoch, wo die Grotte sein soll.

Die weißen, fünfblättrigen Blumen auf und um den Bergpfad heißen „Milchsterne“. Sie sind giftig.

Zersprungener Stein
auf dem Bergpfad, Milchsterne
halten ihn fest.

Vom Weiß der Blumen sehen wir immer wieder hinüber zum Weiß des Schnees auf den Hauptgipfeln des Parnass.

Hier und da sind Stufen in den Fels gesetzt. Sie sollen antik sein.

Eine Eidechse wärmt sich im Licht. Um einen Milchstern flattern Schmetterlinge.

Schritt vor Schritt auf dem letzten Pfadabschnitt bis zur Grotte – und dann sind wir da.

An der Grotte

Woimmer du gehst

Der Weg endet
an der Korykischen Grotte.
Du nimmst du Maske ab,
schaust sie an.
Aus ihren Löchern starren
die tausend Augen
von Leben und Tod.
Der Schmetterling,
der Wurm, die Maus,
der Adler, der durch
einen jauchzenden Himmel
fliegt,
schreit.

70 Meter lang ist die Höhle und 12 Meter hoch. Heute enthält sie nichts mehr, was aus den alten Zeiten stammt. Erst 1970 wurde sie wiederentdeckt und erforscht. Menschenspuren in ihr reichen zurück bis in die Jungsteinzeit.

Als sich das Heer des persischen Großkönigs Xerxes näherte, sollen die Bewohner Delphis in der Grotte ihren Besitz verborgen haben, so wie es ein Orakelspruch nahelegte. Nach der Antike geriet die Grotte in Vergessenheit. Hier und da werden sie Wanderer besucht haben. Vielleicht haben sie Hirten genutzt. Im griechischen Freiheitskampf gegen das Osmanische Reich sollen sich hier Kämpfer versteckt haben.

Gegen Ende der Hochzeit, vor mehr als 18 Jahrhunderten, stieg der griechische Reiseschriftsteller Pausanias von Delphi auf zur Korykischen Grotte – „für einen rüstigen Mann leichter als für Maultiere und Pferde“ schreibt er dazu und nennt sie die sehenswerteste der von ihm besuchten Grotten. „ […] man kann sehr weit auch ohne Lampen in ihr gehen. Die Decke steht genügend vom Boden ab, und Wasser, teils aus Quellen, mehr aber noch von der Decke tropft herab, so dass auch am Boden die Spuren von Tropfsteinbildungen in der ganzen Höhle sichtbar sind.“

Zur Bedeutung der Grotte schreibt er aus seiner Zeit: „Die Leute am Parnaß glauben, dass sie den korykischen Nymphen und besonders dem Pan heilig sei.“ Und setzt fort: „Von der korykischen Grotte aus ist es auch für einen rüstigen Mann schwierig, zu den Gipfeln des Parnaß zu gelangen; einmal liegen die Gipfel über den Wolken, und zum anderen schwärmen auf ihnen die Thyiaden für Dionysos und Apollon herum.“ Und erläutert: „Die Thyiaden sind attische Frauen, die jedes zweite Jahr zum Parnaß kommen und hier mit den Frauen Delphis zusammen dem Dionysos ein Fest feiern. Diese Thyiaden tanzen auf ihrem Wege von Athen an verschiedenen Stellen […]“.

Diese Beschreibung ist weit weg von den Exzessen des Dionysos in der Vorzeit.

Korykische Grotte.
Flötentöne verhallen
im Fels.

Die Nymphen

„Gaia, die Erde, erzeugte […] hohe Gebirge, der Göttinnen holde Behausung, / Nymphen, die da die Schluchten und Klüfte der Berge bewohnen“, so steht es seit 2.700 Jahren in einer der ersten erhaltenen Dichtungen Griechenlands, der Theogonie von Hesiod. Der Nymphen Wohnung und Heiligtum sind Grotten und Tropfsteinhöhlen, zu denen immer Quelle, Baum und Blumenwiese gehören. Manche Nymphen haben sich mit Bäumen verbunden, das sind die Dryaden. Während die meisten Nymphen als unsterblich gelten, können diese mit ihrem Baum vergehen. Najaden heißen die Hüterinnen von Quellen, Bächen, Flüssen und allen Lebens, das von diesem Wasser abhängt.

Otto (1955) betont die Verbindung der Nymphen zum Wasser, das immer auch das Wasser des Lebens ist. „Bäume, Wiesen, Grotten, sie alle zeugen von dem Wunder der Feuchte, die das eigentlichste Element der Nymphen ist. Wo Nymphen sind, da rauschen Brunnen und Bäche, Boten ihres Wesens und ihrer Huld, Herzschlag und Liebesmelodie der Natur.“ „Nymphen“ bedeutet „Mädchen“ oder „Bräute“ – und so schöpfte damals eine Braut ihr Hochzeitsbad aus der Quelle und verband sich so mit den Göttinnen, opferte ihnen später auch für Geburt und Gedeihen ihrer Kinder.

Auch der Vorläufer des Orakels von Delphi geht auf eine Nymphe zurück. „In ältester Zeit soll nämlich die Orakelstätte der Ge gehört haben, und Daphnis soll von Ge daran als Wahrsagepriesterin eingesetzt worden sein; sie sei eine der Nyphen des Gebirges …“, so der griechische Reiseschriftsteller Pausanias vor 1.800 Jahren.

Die Thyiaden

Nymphen waren die Ammen des Dionysos, sie zogen ihn auf, am Berge Nysa vielleicht, dessen Lage unbekannt ist, und begleiteten ihn auf seinen Zügen, als er erwachsen war.

Thyia heißt eine Nymphe, die eine Quelle am Parnass bewachte. Sie soll als erste Dionysos geopfert und ihm zu Ehren Orgien abgehalten haben.

Nach ihr benannten sich die Thyiaden, Anhängerinnen des Dionysos, Frauen eines Kultes aus Athen und Delphi. An ihrem Schrein in Delphi sammelten sie sich für ihren Zug zur Korykischen Grotte. Man nannte sie auch Mänaden, Rasende, sie tanzten zu Trommeln und dem schrillen Klang der Doppelflöte. Sie zogen von Athen und von Delphi herauf und feierten hier, in der Höhle, vor der Höhle, alle zwei Jahre ekstatische Feste.

Was waren das für Frauen? „Der Mythos wiederholt es immerfort, wie sein Sturm sie aus dem Frieden der Häuslichkeit, aus der Sitte und Tätigkeit des geordneten Lebens mit Gewalt herausreißt, um sie zu Tänzerinnen der Wildnisse und Bergeinsamkeiten zu machen, wo sie ihn finden und in seinem Gefolge die Nächte durchtoben.“ So Otto 1933.

Das Gebirge, durch das sie streiften, war der Parnass, der Festplatz die Korykische Grotte.

„Gruß auch den Nymphen drüben, wo Korykis‘ Fels,
Hohl, vogelheimisch und der Götter Ruheplatz;
’s ist Bromios jener Gegend Herr, des denk ich wohl,
Seitdem die Bakchen siegend hergeführt der Gott“

So betet die Pythia am Eingang der Tragodie „Die Eumeniden“, Aischylos, die im Jahr 458 vor unserer Zeitrechnung bei den Dionysien in Athen uraufgeführt wurde. „Bromios“ ist einer der Beinamen des Dionysos, mit der Bedeutung „Lärmer“, „Bacchen“ sind seine Anhängerinnen, hier speziell die Thyiaden.

Dionysos

Wer war, oder, wenn es doch ein Unsterblicher sein soll, wer ist Dionysos? Dazu der Altphilologe Walter F. Otto aus seinem großen Buch über Dionysos: „Auf besondere Weise riefen ihn die Chöre der Delphischen und der Attischen Thyiaden zur Winterzeit auf den Höhen des Parnassos, daß er aufstehe, unter sie trete und vor ihnen her über die Berggipfel rase. Sie weckten ihn als Liknites, als Kind in der Wiege, auf (Plutarch, Is. Os. 35). Er war also eben erst geboren worden und noch nicht zum Bewußtsein erwacht. Das geschah an der Stätte, wo, wie man glaubte, Dionysos mit den Nymphen tanzte und raste. „Dich“ – so ruft der Chor der Sophokleischen Antigone (1216) – „sah droben auf dem zweigipfligen Fels schwelender Fackelglanz, wo Korykische Nymphen, bacchantische, schreiten.“ Von diesen Nymphen spricht auch die Priesterin im Eingang der Eumeniden des Aeschylus (22): „Ich ehre die Nymphen dort an der Korykischen Felshöhle, göttlicher Geister Aufenthalt; Dionysos hat den Ort im Besitz …““ (Otto 1933)

Aufruhr ist dort, wo der Gott ist. Und Aufbruch, Durchbruch. Bei seinen Festen hing eine Maske an einer hölzernen Säule. Vor ihr wurde der Wein geschöpft – und auch der Maske zum Trunk angeboten. Diese Masken waren teils so groß, dass sie nicht vor dem Gesicht getragen werden konnten. Sie sollten den Gott darstellen. Eine Maske ist aber nur Oberfläche, hinter ihr ist – nichts. Da sind nur die Löcher der Augen. Diese Formung des Nichts durch die Maske ist die Begegnung. Sie ist kein Symbol, sie ist als Blick in das Nichts reine Gegenwärtigkeit und Gegenüber, Anwesenheit und Abwesenheit in einem. Sie bringt das Nichts direkt vor uns.

Dionysos ist mit Lärm verbunden – und mit Totenstille. Lärm kündigt ihn an. Alles schreit – und verhält plötzlich im Schrei. Die einsetzende Stille ist eine Totenstille, die immer lauter wird. „[…] die Tiefen des Seins haben sich geöffnet, die Urgestalten alles Schöpferischen und Zerstörerischen, mit ihren unendlichen Wonnen und unendlichen Schrecken, sind emporgestiegen und haben das harmlose Bild der wohlgeordneten Gewohnheitswelt zersprengt. Sie bringen keinen Trug und Traum, sie bringen die Wahrheit – eine Wahrheit, die wahnsinnig macht.“ (Otto 1933)

„Der Ungeheure, dessen geisterhafte Doppelheit aus der Maske zu uns spricht, ist mit einer Seite seines Wesens der ewigen Nacht zugewandt.“ (Otto 1933). Dionysos zerreißt Tiere und frisst sie, auch die Mänaden tun das, im Wahnsinn. Ein Wahnsinn, der für das Leben steht, und der sich am ehesten noch, weil sich Menschen bewegen, im Tanz ausdrückt, und weil sie reden, in Gesang und Musik.

Das ist das strömende Leben. Wahnsinnig sind wir, und versuchen das hinter tausend Schleiern zu verstecken, zu dämpfen, zu mildern, den Wahnsinn zu wandeln in einen freundlichen Traum. Lärm und Stille werden zu Hintergrundmusik im Supermarkt. In Dionysos aber erscheinen die Gegensätze hart ineinander, der Lärm und die Totenstille, der Strom des Lebens und das Zerreißen des Lebens, die Gegenwärtigkeit und die ewige Ferne des Nichts, mitten in uns.

Wir sind der Tod und das Leben. Wir tragen die Gesichter aller Verstorbenen. Das Leben, das durch sie ging, ist unser Leben. Ihr Tod ist der unsere.

Aber der Tanz und die Musik. Folgen Töne und Lieder nicht Regeln? Ist Tanz nicht auch Ordnung? Als Dionysos geboren wurde, tanzten, so heißt es, alle Unsterblichen (Hymnus des Philodamos von Skarpheia). „Semele selbst soll in ihrer Schwangerschaft von unbezwinglicher Tanzlust überfallen worden sein (Nonnos 8, 27ff.): so oft sie eine Flöte hörte, mußte sie tanzen, und das Kind in ihrem Leibe tanzte mit.“ (Otto 1933)

„Dionysos [ist] beides, Leben und Tod, denn sein Geist offenbart sich aus den Abgründen, wo Leben und Tod ineinander verschlungen sind. Darum läßt ihn der Mythos auch sterben.“ (Otto 1933) Sein Grab liegt in Delphi, im Apollontempel. Und der Mythos lässt ihn wiederauferstehen. „Neben dem Mythos von der Wiedererscheinung als junger Stier steht der von dem neugeborenen Knäblein Dionysos, dem Liknites, der in der Wiege liegend durch göttliche Frauen [die Nymphen] aufgeweckt wird. Ihre Rolle spielen im Kulte die Thyiaden“. (Otto 1933)

Dionysos und Apollon teilten sich das delphische Festjahr, Apollon, der Olympier, erkannte Dionysos und das ewige Werden und Vergehen des Lebens an. „In Apollon ist der ganze Glanz des Olympischen versammelt und den Reichen des ewigen Werdens und Vergehens entgegengestellt. Apollon mit Dionysos, dem trunkenen Reigenführer des Erdkreises, – das wäre das ganze Ausmaß der Welt. Damit wäre die Dionysische Zweiheit des Irdischen aufgenommen in eine neue, höhere Zweiheit: in den unendlichen Gegensatz des ruhelos kreisenden Lebens und des stillen, fernblickenden Geistes.“ (Otto 1933)

Wir haben Kataloge für Sterne und ein Periodensystem für die Elemente des Daseins erstellt, wir haben die Bausteine der Welt in immer kleinere Teile zerschlagen, wir haben Wissen auf Wissen gehäuft und wissen doch auch, dass alles, was sich wissen lässt, uns keine Antwort geben kann auf die Fragen um Leben und Tod und um die Weise, wie wir, mitten im Tod, denn leben sollen.

Unsere Schiffe sind um die ganze Erde gefahren. Überall haben wir Kulturen getroffen, die sich mit dem Werden und Vergehen, mit der Lust und dem Leid, auseinandersetzen. Dionysos und Apollon auf dem Parnass, das ist eine dieser Auseinandersetzungen, am Anfang unserer Geschichte, die unsere Kultur tief geprägt hat und immer noch durchdringt, weil wir leben und Teil dieses Stroms sind, der nie enden wird, und Teil dieses Rads, das mit immer neuen Namen und Bildern ewig sich weiterdreht.

Zitierte Literatur

Aischylos: Sämtliche Tragödien. Übertragung der Tragödien von Johann Gustav Droysen, Berlin 1832. Dtv, München, 1977.

Otto, Walter F.: Dionysos. Mythos und Kultus. Vittorio Klostermann, Frankfurt a.M., 1939 (2. unveränderte Auflage, Erstauflage 1933).

Otto, Walter F.: Die Musen und der göttliche Ursprung des Singens und Sagens. Eugen Diederichs, Düsseldorf & Köln, 1955.

Pausanias: Beschreibung Griechenlands. Band 1 und 2. Übersetzt und herausgegeben von Ernst Meyer. Dtv, München, 1972 (nach Artemis Verlag, Zürich und München, 1954).

Hesiod: Sämtliche Werke. Deutsch von Thassilo von Scheffer, herausgegeben von Ernst Günther Schmidt. Carl Schünemann Verlag, Bremen, 1984. (Die Rechte aber Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 1965.)

 

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