Volker Friebel
Wechselnde Bewölkung, Höchsttemperatur 27 Grad Celsius.
Bootsfahrt nach Thuy Bieu
Nach dem Frühstück im Hotel fahren wir mit dem Drachenboot auf dem Parfüm-Fluss. Wir wollen von Hue etwa sieben Kilometer aufwärts zum Dorf Thuy Bieu.
Den Parfüm-Fluss hinauf
Touristenboote.
Und Wolken.
Morgenfahrt.
Eine Frau wäscht ihr Haar
im Parfüm-Fluss.
Auf dem Drachenschiff
Den Parfüm-Fluss aufwärts –
das Drachenschiff tuckert fernen Hügeln zu,
an der Pagode vorbei.
Das Herz ist weit, der Himmel atmet
weiße Wolken.
Niemand neidet den Wolken
das Blau. Nur einander beneiden
die Menschen sich, zeigen ihr Gold,
stellen sich übereinander,
obwohl die Erde doch flach ist.
Waren sind ausgelegt:
Ein Junge, der flötespielend
auf seinem Ochsen reitet, ein Buddha,
Taschen und bunte Figuren aus Ton.
Mit Träumen umgeben wir uns.
Wer aber ist der wirklich,
der der Schifferin Scheine hinlegt?
Das weiß keiner.
Wir legen am Dorf an, steigen vom Drachenschiff Stufen hinauf. Räucherstäbchen stecken im Boden. Nach dem Mittagessen an einer langen Tafel am Fluss gehen wir durch Thuy Bieu. Die Häuser zeigen ihren Wohlstand. Vor jedem Wohnsitz ein Altar mit Gaben für die Ahnen. Besonders wohlhabende Häuser haben einen eigenen kleinen Ahnentempel.
Eine Schale Früchte für den Erdgeist an einem der Häuser. Angebaut ein Familientempel, hinter eisernen Dornen. Der Hausherr bittet uns herein, beschenkt uns mit Naschwerk. Die Jahreswende ist nah. Was haben wir reichen Europäer für ihn? Wir lächeln.
Vom Dorf tönt Musik aus Lautsprechern, überflutet leere Felder.
Zwischen Maissprossen
als Vogelscheuche: die alte
lila Bluse.
Auf der Dorfstraße
Lautsprecherdurchsage. Ein Falter
flattert davon.
Wellen des Flusses –
aufgeregt Küken
im Dieseltuckern.
Eine Frau steigt die Böschung zum Parfüm-Fluss hinab.
Grabmal des 4. Kaisers
Wir besuchen das Grabmal des 4. Kaisers der Nguyen-Dynastie Tu Duc (1829-1883). Es liegt etwa 6 Kilometer außerhalb und soll das schönste der Kaisergräber von Hue sein. Ein kleiner See, ein Haus. Die Anlage diente auch als Sommerpalast. Wo das eigentliche Grab liegt, ist unbekannt.
Tu Duc gilt als letzter unabhängiger Kaiser Vietnams. Konfuzianisch gesinnt, hatte er versucht, Vietnam von äußeren Einflüssen abzuschirmen, um so Kolonialismus und Christianisierung zu entgehen. Seine Lage war aber schwierig, auch große innere Probleme setzten ihm zu. Die Franzosen besiegten ihn und in der Schlacht von Hanoi auch den verbündeten chinesischen Kaiser. Vietnam wurde französisches Protektorat. Tu Duc musste nun denen dienen, die er hasste.
Wahrscheinlich wegen einer Pockenerkrankung war Tu Duc unfruchtbar und hatte trotz eines Harems von hundert Frauen keine Kinder.
Ziegel zerfallen,
Grab zerfallen,
Zerfall zerfallen.
Wind!
Neben dem Grabmal
ein Wald hoher Bäume.
Am Grab –
aus der Kiefer pfeift ein Vogel
zwei Töne.
Grabmal des 12. Kaisers
Das Grab des 12. Kaisers der Nguyen-Dynastie Khai Dinh (die Jahre 1885-1925), etwa neun Kilometer außerhalb von Hue. Es ist kleiner als das des 4. Kaisers und enthält gleichfalls einen Palast.
Der Kaiser war wegen seiner Verfolgung der Nationalisten und wegen Steuererhöhungen (auch zum Bau dieses Grabmals) sehr unbeliebt und galt eher als Angestellter der französischen Kolonialverwaltung denn als Herrscher.
Die Pracht um das Grabmal
des Kaisers,
dem das Land entglitt.