Vietnam 4: Saigon, Hue

Volker Friebel

 

Wechselnde Bewölkung, Höchsttemperatur 27 Grad Celsius.

Frühmorgens ein Flug von Saigon im Süden nach Hue in der Mitte Vietnams.

 

Wir stehen auf dem Flughafen Saigon in Wartesäulen. Endlose Durchsagen auf Vietnamesisch schwappen aus den Lautsprechern. Die Zeit bis zum Abflug drängt. Der Andrang ist unglaublich. Die Durchleuchtung schafft vor dem Tet-Fest all die Menschen kaum.

 

Die Schnauze platt im Staub –
der Hund blinzelt
zu den Orangen.

Hue hat etwa 300.000 Bewohner und liegt am Parfüm-Fluss. Der wird so wegen des Dufts wilden Ginsengs genannt, den er, von den Bergen kommend, manchmal mit sich führen soll, sagt unser Reiseleiter. Das klingt schön, wir glauben es gern.

Die Jahre 1802 bis 1945 nach unserer Zeitrechnung war Hue die Kaiserstadt Vietnams. Der ehemalige Kaiser-Palast wurde nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Beijing angelegt, ist allerdings wesentlich kleiner. Ich fand ihn eben deshalb luftiger und schöner.

 

Er liegt an der Zitadelle von Hue, um die es im Vietnam-Krieg im Jahr 1968 während der kommunistischen Tet-Offensive äußerst harte Kämpfe gab. Es berührt seltsam zu wissen, dass dieser Boden mit Blut buchstäblich getränkt ist.

Die Gräser haben es aufgenommen. Die Verlierer des Kampfes haben den Krieg gewonnen. Bevor sie getötet wurden, bevor sie letztendlich siegten, haben sie allerdings Tausende Bewohner der Stadt getötet, wegen Kollaboration mit dem Feind.

Vielleicht ist jeder ein Verbrecher, der eine Waffe benutzt. Vielleicht geht es in manchen Zeiten gar nicht anders, als ein Verbrecher oder ein Grashalm zu sein. Oder ein Mönch. Getötet wurden allerdings auch die.

 

Etwas abseits der Stadt ragt siebenstöckig die Thien Mu Pagode in den Himmel. Sie ist die höchste Pagode Vietnams und wurde im Jahr 1601 errichtet. Zu ihr gehört ein buddhistisches Kloster. Wir treffen dort einige geduldige Mönche, die sich mit dem Besucherstrom arrangiert haben und eine Klangschale für uns anschlagen.

 

Hue, rechts der Parfüm-Fluss, Ausblick vom Hotel

 

Zitadelle von Hue –
ein Meer
aus Chrysanthemen.

 

Chrysanthemenmarkt vor der Zitadelle von Hue

 

Im Innenbereich der weiträumigen Zitadelle von Hue das kurzgeschnittene Gras – und der Wind. Vor dem Kaiser-Palast wehen bunte Fahnen, während unter den Seerosen im schmutzigen Teich Goldfische schwimmen.

Im Palast
ein goldener Thron, abgesperrt,
leer.

 

Verbotene Stadt von Hue –
ich fotografiere
Wolken.

Hue.
In der Halle der zehn Kaiser
ein frischer Wind!

Nach den Urnen der Kaiser
Grillenzirpen.
Und Wind.

Zerfallener Altar.
Im immerwährenden Wind
Räucherwerk.

 

Kaiserpalast, Hue
Seerose am Kaiserpalast, Hue
Kaiserpalast, Hue
Kaiserpalast, Hue
Kaiserpalast, Hue

 

An der Thien-Mu-Pagode treffen wir wieder den Wind.

Wind in den Blättern –
der mehr sagt, als die Reden
des Führers.

In den Ton einer Klangschale
Kameraklicken.

Hinter dem Tempel –
ein Hahn kräht,
Wäsche flattert im Wind.

Flirren des Flusses
im Licht, im Rieseln
der alten Pagode.

 

Thien Mu Pagode, Hue
Tempel an der Thien Mu Pagode, Hue
Parfüm-Fluss an der Thien Mu Pagode, Hue

 

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