Volker Friebel
Auf dem Taubenturm.
Ein Mann schwingt die Flagge
hoch ins Gewitter.
In den armen Vierteln von Kairo stehen auf manchen Dächern Taubentürme. Unter den wackligen Gebilden lärmt der Berufsverkehr. Hinter den Häusern, die sich fast bis zum Horizont erstrecken, erkennt man von hier oben die Pyramiden.
Die Tauben fliegen frei. Abends gehen die Besitzer der Türme auf die Dächer und wedeln mit ihrer je eigenen Flagge. Die Tauben sehen das, sammeln sich in Schwärmen und fliegen, wenn alle beisammen sind, in ihren heimatlichen Turm.
So hörten wir. Und dass nicht nur das Fleisch der Tauben, sondern auch ihr Kot begehrt ist, als Dünger. Und dass das so seit Jahrtausenden ist, in dieser Wüste, in der aus jedem Sandkorn der Tod und das Leben scheint.
Tröpfeln in Kairo.
Das Hupen der Autos
ändert sich nicht.

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