Volker Friebel
Rabat liegt am Atlantik, etwa 90 Kilometer nordöstlich von Casablanca. Die Stadt hat etwa 600.000 Einwohner und ist Hauptstadt Marokkos, ist Regierungssitz und Residenz des Königs. Auf dem Gebiet der Stadt hatten schon die Phönizier einen Hafen.
Wie überall in Marokko bauten die Franzosen während ihrer Herrschaft ihr Stadtviertel getrennt von den marokkanischen Vierteln ganz neu. Wie überall in Marokko zieht es die Besucher vor allem in die marokkanische Altstadt.
Wir besichtigen einige repräsentative Gebäude. Da ist mir so wenig wohl wie bei den Regierungspalästen sonst irgendwo in der Welt. Eigenartigerweise ist mein Gefühl ganz unabhängig davon, welche Regierungsform besteht, wie die konkrete Regierung aussieht oder wie begeistert die Menschen von ihr scheinen.
Die Marokkaner sind mit ihrer leicht eingeschränkten Monarchie allerdings mehrheitlich zufrieden, so hören wir. Das Land ist wegen dieser Zufriedenheit eines der wenigen Länder Nordafrikas, das unbeschadet durch den „Arabischen Frühling“ gekommen ist.
Ich höre wieder besser zu, als Politik zur Geschichte wird und damit klarer und leichter einzuordnen scheint. Wir stehen in der Bauruine der Großen Moschee von Rabat, vor dem unvollendet gebliebenen Minarett, dem Hassan-Turm.
Der Almohaden-Herrscher Ya‘qūb al-Mansūr hatte den Bau begonnen. Es sollte die größte Moschee des Maghreb werden. Der Herrscher kämpfte erfolgreich in Spanien, in Andalusien, schlug Versuche der Rückeroberung durch die christlichen Könige von seiner Residenz in Sevilla aus zurück, drang mit einem Heer bis Madrid vor. Aber Aufstände in anderen Teilen seines Reichs, in der alten römischen Provinz Africa (etwas das heutige Tunesien, Ost-Algerien, Libyen) setzten der Herrschaft seines Hauses zu. Die Große Moschee in Sevilla hatte der Herrscher noch vollenden können. Nach seinem Tod im Jahre 1199 unserer Zeitrechnung aber wurde der Bau der Großen Moschee in Rabat abgebrochen. Das Reich zerfiel.
Auf freiem Gelände südöstlich der Stadtmauer von Rabat liegt die historische Chellah, die Totenstadt. Sultane und Marabout (islamische Heilige) sind hier begraben. Heute haben Störche den Ort in Besitz genommen und nisten auf zerfallenden Gebäuden.
Ein gemauertes Wasserbecken wird von einer heiligen Quelle gespeist, die wohl schon vor der Einführung des Islam verehrt wurde. Frauen werfen für eine Schwangerschaft Geldmünzen hinein.
Storchgeklapper.
Wir sitzen im Schatten
der Pomeranze.
Etwa 210 Kilometer nördlich von Rabat fahren wir in Asilah ein, eine Stadt an der Küste mit etwa 35.000 Einwohnern, meist Berbern, die in den letzten Jahrzehnten aus den Dörfern der Umgebung zugewandert sind. Die Phönizier hatten in der Nähe einen Stützpunkt. Im 15. Jahrhundert war Asilah der wichtigste Hafen für die Handelsstadt Fès, da die Häfen im Mittelmeer häufig angegriffen wurden.
Marokkanischer Nussverkäufer –
in seiner Jacke
der Wind des Atlantiks.
Umleitung zum Hotel.
Die Sonne versinkt rot
im Atlantik.