Volker Friebel
Nach einem letzten Frühstück in Vietnam fliegen wir in einer Fokker 70 von Hanoi nach Luang Prabang. Diese Stadt hat etwa 70.000 Bewohner und liegt in der Mitte von Nord-Laos. Bis zur Abschaffung der Monarchie im Jahre 1975 war es die Hauptstadt von Laos.
Wir haben Morgendunst, am Tag dann blauer Himmel mit ein paar Wolken. Die Temperaturen steigen auf bis 35 Grad Celsius.
Wat nennt man eine ummauerte Anlage, die religiösen Zwecken dient. Meist ist es ein buddhistisches Kloster. So auch Wat Mai, das wir als erstes besuchen. Das Kloster wurde etwa im Jahre 1796 erbaut. Es war königlicher Tempel (das Wat liegt gleich neben dem Königspalast) und Sitz des höchsten Würdenträgers im laotischen Buddhismus.
Dharma-Vortrag.
An der Klostertür vorbei
flattert ein Schmetterling.
Wir folgen dem bunten Falter und steigen auf den Phou Si, den Hausberg der Stadt. Als ich mich auf den Treppen umwende, sehe ich einen Mönch auf einer wackligen Holzbrücke über den Nam Khan schreiten, einen der beiden Flüsse der Stadt. Unmerklich hat der Abend begonnen.
Stufe um Stufe. Wir kommen an kleinen Tempeln vorbei. Goldene Buddha-Figuren lächeln uns an, in die Landschaft gesetzt. Als wir höher gelangen, sehen wir den großen Fluss und die Berge. Friedsam. Gerade hier in der Fremde fällt mir dieses alte, lange nicht mehr gehörte Wort ein.
Oben auf dem Hügel versammeln sich Menschen für den Sonnenuntergang. Als er sich wirklich ereignet, nach grandiosen Vorspielen zwischen den Wolken klar und einfach ereignet, spüre ich: Ein Gleichklang von Natur und Kultur ist möglich, unglaublicherweise, auf dem Hügel dieser schönen Stadt, in diesem Moment der untergehenden Sonne.
Dem Moment folgen andere Momente, noch immer in der Abenddämmerung auf diesem Berg.
Ein Mann hat einen kleinen Vogel gekauft. Er öffnet die Käfigtür und lässt ihn fliegen, in die Abendröte hinein. Die Umstehenden klatschen.
Der Händler wird von seinem Zulieferer nun einen neuen Vogel ordern.
Die Kinder des Zulieferers werden Leimruten aushängen.
Das Verdienst des Mannes, vielleicht liegt es mehr in der Erhaltung einiger Arbeitsplätze und nicht so sehr in der Freilassung des Vogels.
Die Buddhas haben dazu wahrscheinlich gar keine Meinung, auch die Vögel nicht, sie freuen sich nur über die Freiheit.
Die Sonne ist untergegangen. Der Himmel ist immer noch da.