Kirnbach-Quelle

Volker Friebel

 

Als ich hinunter zum Wasser
mich beuge, stechen mich Dornen.
Ein Tropfen Blut
fällt auf die Erde,
tränkt sie.

Seit meiner Studentenzeit in Tübingen-Lustnau bin ich am Kirnbach und überlegte schon oft, wo er wohl entspringt, denn das sah ich nie. Heute möchte ich die Quelle finden.

Auf der Karte beginnt der Bach in der Nähe des Eckbergkreisverkehrs an einer Waldweggabelung im Schönbuch über Dettenhausen. Da stehe ich und sehe mich um.

Das Rinnsal endet in undurchdringlichem Gestrüpp. Am nahen Straßenrand zieht sich ein Zaun hin. Dort irgendwo muss der Ursprung des Bachs an oder unter der Straße im Wald liegen.

Ein Stück kämpfe ich mich durch das unwegsame Gelände, gebe aber bald auf, umstarrt von Dornenranken, ohne die Quelle gesehen zu haben.

Auf dem Heimweg durch diesen Wald, wo sich Quellen, wo sich Stücke Natur, noch immer dem Menschen entziehen, singe ich.

Die Quelle,
zwischen Dornen gefunden –
von Fliegen.

Zwischen Dornen Brombeeren –
süß.

Kirnbach, Rinnsal nahe der Quelle im Schönbuch

 

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