Fuerteventura 2

Volker Friebel

 

Der zweite Teil des Erlebnisberichts, mit eingestreuten Fotos und Haiku.

Ausflug in den Süden

Schiffe im Hafen von Morro Jable – und ein Fischschwarm. Langsames Gleiten über den Hafengrund – die kleinen Fische über den Rochen. Wir sind mit einer Reisegruppe in den Süden von Jandia unterwegs, haben kurz Halt gemacht, steigen bald wieder ein, fahren weiter.

Braune Steinwüste, eine Ziege knabbert winzige Blätter von Dornbüschen, die einmal grün waren, nun sind sie braun und grau vom Staub. Gewundene Piste, nicht asphaltiert. Verlorenheit des Landes. Das Meer. Weiße Schiffe. Wolkenberge darüber.

Die Fahrer scherzen, versuchen eine lustige Fahrt zu bieten, aber ich empfinde viel lieber die erhabene Trostlosigkeit der Landschaft. Am Pass der Aussichtspunkt. Die starken Wellen auf der Westseite der Insel, da werden wir weiterfahren.

Aus braunem Vulkangestein sprießen Kakteen. Dornenbüsche scheinen abgestorben. Ich schaue genauer hin und erkenne schüchternes Grün und sogar einzelne gelbe Blüten. Ziegen sind hier, auf der Westseite der Insel, noch weniger zu sehen. In ausgetrockneten Wasserläufen steht wilder Tabak, dürre, grüne Stängel. Die Kleinbusse werfen kaum Staub hoch. Über allem das Lied der Trockenheit.

Das alte Cofete – mehr der Versuch eines Dorfes als ein Dorf, alte Baracken mit undichten Wellblechdächern. Und ein Restaurant. Unten am Strand die weißen Schwäne der Wellen.

Jetzt doch eine Ziege – auch am Aussichtspunkt, am Pass, waren welche. Aber die warteten auf Touristen.

Das alte Cofete war früher die größte Siedlung im Süden, mit 500 Einwohnern. Die meisten zogen weg. Wasser ist das Problem.

Die Südspitze der Insel wurde zum Naturpark erklärt, wegen der kakteenartigen Jandia-Wolfsmilch, die es weltweit nur hier gibt: Cardón de Jandia. Hier ist auch der höchste Berg Fuerteventuras, der Pico de la Zarza, 807 Meter überragt er das Meer.

 

Villa Winter: Ein Elektroingenieur hat das Gebäude bauen lassen, angeblich war er ein Freund von Franco, hat von ihm Land bekommen, blieb aber nicht lange.

Als die Villa verlassen war, zog eine Frau vom Dorf ein, da es Wasser und Strom gibt. Sie lebt noch immer hier. Wenn jemand 20 Jahre in einem Haus wohnt, darf er nicht mehr vertrieben werden. Deshalb können die neuen Besitzer kein Hotel aus der Villa machen, bis die Frau geht oder stirbt.

 

 

Vor dem Gleißen des Meeres
Fahrzeugkontrolle,
standhafte Uniformen.

Wir wollten zum Baden an den weißen Strand der Ostküste von Jandia. Jetzt stehen unsere Kleinbusse schon eine halbe Stunde am Straßenrand. Der vorderste Wagen ist von einem Polizeiauto angehalten worden, die anderen haben eine Serpentinenwindung hinter ihm gehalten, fahren nicht vor. Wir warten, ich fotografiere Steine und Pflanzen.

Nach über einer Stunde Warten heißt es: Abbruch der Tour. In der Großgarage des Unternehmens gibt unser deutschsprachiger Reiseführer Bescheid: Die Parkverwaltung hat eine neue Leitung. Seit einer Woche dürfen Gesellschaften keine Konvois mehr fahren. Einzelwagen privat aber schon. Es tue ihnen sehr leid, wir sollten uns an die Stelle wenden, wo wir gebucht haben, bekämen unser Geld dann zurück.

Ausflug an einen Vulkan

Sechs Gäste und die Führerin Kristina im 7-Sitzer. Erst halten wir an einer einheimischen Bäckerei, probieren Kaffee und verschiedene Gebäcke, alles sehr gut. In der Inselmitte, in Tiscamanita, einem Dorf mit etwa 500 Einwohnern, wird das Auto abgestellt und wir wandern zum Vulkan La Gayria. Es gibt hier nicht wirklich ein Wandernetz, auf das man sich verlassen kann. Aber viel Landschaft.

Gleich hinter dem Dorf liegt eine Aloe-Vera-Pflanzung. Die Gebäude wirken verlassen. Die Felder werden nicht mehr bestellt, sagt Kristina, der Besitzer konzentriere sich auf ein anderes Projekt. Wenn die Pflanze so rötlich ist, deutet das auf Wassermangel hin.

Immer wieder treffen wir auf wilden Tabak, einzelne grüne Pflänzchen im Boden. Kristina erzählt, ein Gaul, den sie einmal mit auf einer Wanderung hatte, fraß ein Büschel Blätter davon. Den Rest des Tages war er nicht mehr zu gebrauchen, wankte nur noch dahin. Die wilden Ziegen halten sich fern vom Tabak.

Ein Windrad pumpt mühsam Wasser hoch (der Grundwasserspiegel liegt hier 20 bis 30 Meter tief), das dann im Becken gesammelt wird. Das klingt nicht gut.

Die frei laufenden Ziegen müssen vom Bauern zugefüttert werden, sie kennen Signal und Zeit und finden sich dann bei ihm ein.

Terrassenfelder am Hang, um abwärts laufenden Regen aufzufangen, stammen schon von den Indigenen. Damals wurde hier verschiedenes Getreide angebaut, auch Obst und Gemüse. Heute ist es wirtschaftlicher, zu importieren.

Den Vulkan führt ein Pfad hoch, in den Krater. Ein anderer Pfad geht einen der beiden Seitenberge hoch, den wandern wir bis zur Hälfte. Die Plattform, auf die wir gelangen, ist künstlich, denn früher wurde hier Lavagestein abgebaut.

Um Land besser bewirtschaften zu können, streut man darüber Picón, poröses Lavagestein, dann muss seltener gegossen werden. Denn nachts kühlt der Stein rasch ab, dann kann an ihm Wasser kondensieren. Heute ist der Abbau des Gesteins hier verboten, alles ist Naturschutzgebiet.

Der Vulkankessel war in früheren Jahrhunderten bepflanzt, mit Feldern in Steinwällen, um das Wasser zu halten. Es gab Behausungen dort, auch in Höhlen außen am Kraterrand. Die Behausungen waren möglichst unscheinbar, vor allem wegen Piraten, die nicht nur raubten, sondern auch Frauen entführten.

Zunächst sind wir über Kalkgestein gegangen, früheren Meeresgrund, der durch den Druck der vulkanischen Aktivität angehoben wurde. Dann gingen wir über dunkles Lavagestein, porös und leicht. Von der Plattform am Vulkan sehen wir jetzt die dunklen Streifen und hellen Flecken des Landes, letztere meist erhoben. Die dunklen Streifen sind die erkalteten Lavaströme, die hellen Flecken das nicht von ihnen überflutete Land.

Pfad am Vulkan.
Der Klang eines Hirtenstabs
auf schwarzem Stein.

 

Nach der Weinprobe
am Vulkan die Stufen
so steil.

Einkehr in Tiscamanita, in der Finca La Gayria. Es gibt Brot, Öl, Tomaten, Ziegenkäse, Oliven: alles sehr gut. Der Besitzer, der die damals heruntergekommene Finca vor einigen Jahren neu aufgebaut hat, mit Touristenunterkünften, Tierhaltung, experimental auch Weinhang und Schnapsbrennerei, gibt uns im Kelterhaus verschiedene Weine und Liköre zu kosten. Leicht besäuselt geht es zum Auto zurück.

Am Horizont ziehen dunkle Wolken, auch wir bekommen ein paar Tropfen ab. Auf den anderen Inseln sollen schwere Gewitter niedergegangen sein.

 

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