Einführung Achtsamkeit

Achtsamkeit ist eine breite, bewusste, auf die Gegenwart bezogene Aufmerksamkeit. Ihr Grundcharakter ist öffnend. Konzentration, die andere Art von Aufmerksamkeit, ist im Unterschied dazu eng und nur auf einen bestimmten Gegenstand bezogen, andere Gegenstände blendet sie aus.

Zum Charakter der Achtsamkeit gehören also:

* Gegenwärtigkeit.
* Wahrnehmen statt handeln (Passivität statt Aktivität).
* Weite statt Enge.
* Kein über die Achtsamkeit hinausgehendes Interesse, also nicht achtsam sein um zu.
* Gelten lassen dessen, was wir wahrnehmen, möglichst ohne Bewertungen oder Einordnung in Kategorien.

Achtsamkeit trägt einen Wert in sich, sie tut gut, bereichert unser Lebensgefühl, fördert Lebendigkeit und Glück. Ihre Betonung von Gegenwart, Wertfreiheit und Aufmerksamkeit machen sie außerdem hilfreich für alles, was mit Stress oder mit Konzentration zu tun hat.

Während der Achtsamkeit muss ausgesprochene Entspannung aber nicht unbedingt vorhanden sein. Achtsamkeit ist also eigentlich kein Entspannungsverfahren. Aber sie kann als Mittel zu einer längerfristigen Haltungsänderung betrachtet werden. So kann sie gelernten Entspannungsverfahren einen besseren Boden bereiten und sie nachhaltig werden lassen.

Achtsamkeit fördert außerdem wichtige Voraussetzungen für Konzentration. Denn sie zentriert. Sie sensibilisiert für das gegenwärtig Vorhandene. Sie stärkt die Wahrnehmung.

Achtsamkeit bringt außerdem eine gewisse Verlangsamung der eigenen Reaktion auf die Dinge mit sich. Das ist durchaus erwünscht, denn so bleibt mehr Zeit zur Wahrnehmung, zur geistigen Einordnung und zum Auswählen der eigenen Reaktion. Viele Menschen reagieren zu schnell, reagieren nach ihrem ersten Eindruck und viel zu schematisch. Achtsamkeit kann so, obwohl selbst ganz wahrnehmungsbezogen, durch die Dehnung der Zeit das eigene Verhaltensspektrum erweitern.

Achtsamkeit zur Schulung des Bewusstseins kommt erstmals in alten buddhistischen Texten vor. So in der 10. Rede der Mittleren Sammlung des Pali-Kanons, die nicht lange nach dem Tod des historischen Buddhas, also vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden, zusammengestellt worden sein dürfte.

Über das Interesse an Meditation gelangte Achtsamkeit in den Westen. Viele Autoren in Psychologie und Medizin haben sich mit ihr beschäftigt. Heute wahrscheinlich am einflussreichsten ist das Werk von Jon Kabat-Zinn (*1944 in New York), der Achtsamkeit zur Stressbewältigung populär machte. Sein Programm der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), ein Kurs von acht Wochen Dauer, verbindet Achtsamkeitsübungen und Meditation. „Wir alle besitzen die Fähigkeit zur Achtsamkeit. Sie bedeutet nichts anderes als die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart zu sein“, schreibt er (Kabat-Zinn 2011). Und so, nicht als etwas Exotisches oder Spirituelles, wollen wir Achtsamkeit hier verstehen.

Achtsamkeit ist etwas, das sich lernen lässt. Sie hat dann eine Zeit und einen Ort der Einübung. Allerdings sollte sie darauf nicht beschränkt bleiben, sondern Eingang in das ganze Leben finden und dieses mehr und mehr durchziehen. Gelingt das, ist von ihr ein sehr guter Beitrag zu Entspannung und Stressreduzierung zu erwarten – und eine wesentliche Quelle für ein bewussteres Leben.


Eine weitere Seite unserer Präsenz beschäftigt sich mit den Methoden der Achtsamkeit und gibt Beispiele.

Unser Online-Kurs zur Entspannungspädagogik enthält Achtsamkeit als Baustein. Eine Woche lang widmen wir uns dort nur der Achtsamkeit (für Erwachsene).

Wir haben außerdem einen Online-Kurs zur Achtsamkeit für Kinder, speziell in der Kita: Wie kann dort Achtsamkeit eingeführt und geübt werden?

 


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