Das Einhorn

Volker Friebel

 

Sie starren dich an aus dem Stein:
Säbelzahntiger, Flugechse, Mammut –
aber dies eine Tier fehlt dort, der Erde Schichten
kennen es nicht. Es beugt
die Blicke der Menschen.
Es heilt vom Gift.

Stiege das Einhorn aus der Mythe
ins geschundene Land, die Bäume im Forst
begännen wieder zu flüstern, der begradigte Strom
überflutete Standort und Umweltzone,
im Mondstaub versänken die Landungskapseln
und er öffnete das Auge der Schönheit,
und die Menschen, berührt,
könnten womöglich beginnen
zu lieben.

Fossilien bezeugen die Sagen,
Fossilien bezeugen: Zeit wird Stein.
Der Alten Last musst du nicht tragen,
wahr ist dein Herz allein.

Ein Traum, den viele träumen,
wird Stück um Stück noch wahr.
Mensch wirst du vor den Bäumen
und an dem Wasser klar.

 

Erstveröffentlichung in: Volker Friebel (2008): Brunnensteine, 2. Ausgabe. Gedichte und Haiku. Tübingen: Edition Blaue Felder.

 


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