Fluten-Log – Archiv 17

Gelegentlich etwas Neues oder Altes, Text oder Foto oder Musik, ausgearbeitet oder Notiz. Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Beiträge von Volker Friebel.

Fluten-Log: Aktuell, Archiv: 17, 16, 15, 14, 13, 12, 11, 10, 09, 08, 07, 06, 0504, 03, 02, 01 (ab 07.06.2018)


Freitag, 31. März 2023

Morgendämmern. Geräusche des Regens auf den Dächern ringsum. Lüftungsgeräusche von irgendwo. Über zwei Häuserdächer schaut das Straßburger Münster streng und alt auf uns herab, erinnert uns an all die Ungerechtigkeiten der Welt, während der Regen noch stärker wird und in der Ferne die Sirene einer Ambulanz anschwillt. Die Dämmerung will nicht lichter werden an diesem Morgen des Krieges, in dem die Macht kämpft, gegen die Macht, in dem eine davon siegen wird.

Amselhymnen,
aus dem Regen,
in den Regen hinein.

***

Ein neues Lied ist erschienen: Im eigenen Land. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube.

 

 


Donnerstag, 30. März 2023

Weiden am Fluss,
neu ergrünt in den Krieg.
Münsterglocken.

 


Mittwoch, 29. März 2023

Momente

Nicht eine bestimmte Länge des Grases ist wahr, sondern sein Wachstum, nicht eine bestimmte Haltung des Vogels in der Luft, sondern sein Flug.

Wir missachten unser eigenes Wissen. Wir wollen, dass das Leben fest ist, die Verhältnisse so und so. Dass sich etwas ändert: natürlich, aber wir sagen auch wie oder ungefähr wie. Nicht wie der Wind jedenfalls.

Wenn aber Wahrheit konkret immer neu festgestellt werden muss, in jeder Sekunde, oder sich in Abstraktionen wie „Wachstum“ oder „Flug“ oder „Veränderung“ erschöpft, gibt es sie dann?

Wahr fühle ich mich, wenn ich mich lebendig fühle, wenn mein Blut rauscht, wenn mein Atem strömt. Momente sind das, sie verfliegen sehr schnell.

Aus Bunte Steine 1

 


Dienstag, 28. März 2023

„Übers Niederträchtige
niemand sich beklage;
denn es ist das Mächtige,
was man dir auch sage.“

Johann Wolfgang von Goethe, aus „Wanderers Gemütsruhe“, West-östlicher Divan (1819), Buch des Unmuts

Ja, aber warum? Und warum tun die Menschen alles, um mit dem Mächtigen in Einklang zu sein?

 


Montag, 27. März 2023

Ich hinke mit meinen Haiku-Veröffentlichungen zehn Jahre hinterher. Reine Haiku-Bücher möchte ich aber nicht veröffentlichen. Gedichtbücher, in denen ich bisher Haiku zwischen die Kapitel gesetzt habe, stehen nicht an. So habe ich beschlossen, Haiku als Auflockerung in die Bücher der Serie „Bunte Steine“ zu setzen. Von dieser Serie, die vermischte kurze Texte enthält, sind bisher drei Bände erschienen. Ab dem vierten kommen nun also Haiku dazu.

Diese Entscheidung motiviert, die Bearbeitung der alten Haiku wieder aufzunehmen.

Zwei Beispiele aus einer Indochina-Reise von Anfang 2014, notiert in Angkor Thom (Kambodscha):

Am Stadttor:
Elefanten erwarten den König,
treffen Touristen.

Apsara-Tänzerin.
Jahr um Jahr verschwindet sie tiefer
im Stein.

 


Sonntag, 26. März 2023

Ein Haiku-Spaziergang durch den Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart, geleitet von Johann Reichsthaler. Zu neunt anschließend in einem Lokal in der Nähe Haiku-Gespräche.

Das Foto zeigt das Grab des Dichters Wilhelm Hauff (1802-1827) und seiner Familie.

Eine meiner Haiku-Notizen aus dem Spaziergang, die sich vielleicht irgendwann zu einem richtigen Haiku mausern wird (oder auch nicht):

Zwischen Grabsteinen
sind unsere Schritte langsam geworden.
Amsellieder.

 


Samstag, 25. März 2023

Die Welt verändern durch … Einer Amsel im Frühling lauschen – in diesen Minuten sonst nichts tun, nur dieser Amsel lauschen.

 


Freitag, 24. März 2023

Sprache auf Abwegen

Sollte es möglich sein, dass Sprache den Menschen in die Irre geführt hat? Was sie könnte – keine Frage! Doch hat sich ihre Funktion nicht ganz ins heitere Bimmeln von Werbesprüchen hinein aufgelöst, in die Lüge also, die Manipulation, weg von Berührung, Verständnis, Verständigung?

Liegt inzwischen nicht leise Ironie im Blick des Eichhörnchens oder der Kuh, die keine solche Sprache haben, wenn wir ihnen Auge in Auge gegenüber stehen? Die Gänseblümchen, da bin ich sicher, lachen sowieso über uns. Und wenn der Rasenmäher sie köpft, sind sie schnell wieder da und lachen weiter.

Aus: Volker Friebel (2023): Das Echte. Bunte Steine. Edition Blaue Felder, Tübingen.

 


Donnerstag, 23. März 2023

Die Papierversion des Haiku-Jahrbuchs 2022 „Temperatursturz“ ist erschienen. Damit ist die diesjährige Sammlung abgeschlossen – jedes Jahr, mittlerweile das zwanzigste, eine große Erleichterung. In zwei Wochen etwa dürfte das Buch in allen Katalogen stehen und bei den Buchhandlungen und Versanden bestellbar sein. Bei Amazon ist es schon vorbestellbar, beim Drucker bestellbar: https://www.bod.de/buchshop/temperatursturz-volker-friebel-9783746066783.

Das Buch ist, wie alle Haiku-Jahrbücher, auch frei im Netz zu lesen: https://www.haiku-heute.de/jahrbuch/

Eines meiner eigenen Haiku daraus:

Hinter Straßenlaternen
das Meer. Die Polizeistreife
biegt ab.

 


Mittwoch, 22. März 2023

Ein neues Lied ist erschienen: Verborgene Knospen. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube.

Während die Welt des Menschen
ins Dunkel dreht, springen am Waldbach
verborgene Knospen, die Knospen
des Frühlings, schmilzt dort das Eis,
lässt eingeschlossene Blätter frei,
sie tanzen schon in der Strömung
durch Vogelgesang.

Die Menschen schweigen,
sprachlos geworden im Lautsprecherlärm.
Doch in ihrer Tiefe murmeln die Quellen,
sie sammeln sich, fließen über
und steigen ins öde Land.
Ein Samen, Jahrhunderte alt,
mag sich nun öffnen ins Licht.

Die Festung wirft ihre Schatten
über das dürre Gras. Die Sonnenuhr zeigt
immer dieselbe Stunde an,
die Stunde des Menschen.
Wann wird die Nacht endlich enden?
Wann blüht der Kirschbaum und summt?
Wir halten einander.

Komm, lass uns tanzen.
Mit jedem Schritt hebt sich Staub
und duftet von Träumen, die schwere
Stiefel zertraten, hinter dem Wallach
der Königin. Wir sind nur der Augenblick.
Wir sind nur der Kaktus,
der eine Nacht blüht.

 


Dienstag, 21. März 2023

Zusatz zum gestrigen Text: Die großen Ereignisse machen die Welt fast immer schlechter. Es braucht die kleinen.

 


Montag, 20. März 2023

Die Welt verändern durch … Etwas in ihr schöner machen, etwas Kleines, Überschaubares.

 


Sonntag, 19. März 2023

Ein neues Lied ist erschienen: Die Glut. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube, wo es sich frei hören lässt.

In die blühenden Bäume
fiel Schnee. In der Nacht
sind alle Blumen erfroren.
Ein graues Tuch ist der Himmel,
er verdeckt alle Sterne.

Ob unter den Kristallen
noch Knospen warten?
Ob der Mond noch immer das Meer
ein kleines Stück hebt?
Die Sonne hat sich zurückgezogen,
tief in das Holz,
tief in die Mauern aus Stein und Gesang,
tief in mich selbst.

Ein Vogel beginnt im Dämmern
sein Lied. Ein zweiter fällt ein.
Spürst du in ihnen die Glut?

 


Samstag, 18. März 2023

Werteorientierung wird von der westlichen Politik als positive Eigenschaft dargestellt. Ich möchte eher behaupten: Eine offene Gesellschaft kann nicht werteorientiert sein, Werteorientierung steht im Widerspruch zu Offenheit und Freiheit – auch wenn sie behauptet, Offenheit und Freiheit gehörten zu ihren Werten.

Werteorientierung ist Weltanschauung, politisch gesprochen: Ideologie. Eine Ideologie der Offenheit oder Freiheit ist ein Widerspruch in sich. Die Lösung liegt natürlich nicht in einer Abschaffung von Offenheit und Freiheit (wie es geschieht), sondern in einer Abschaffung politischer Ideologie.

Mo. 13. / Sa. 18.03.2023, Tübingen

 


Freitag, 17. März 2023

Eine Ente schwimmt über gespiegeltes Schilf. Tauben gurren. Ein Specht klopft. Der Waldsee ereignet sich, ohne zu zögern, als ginge es nicht um Leben und Tod. Als wären Leben und Tod auch nur weitere Kreise auf seinem Spiegel.

Freitag, 17.03.2023, Schönbuch bei Hildrizhausen, Bank am Kohlweiher, mittags: 14:05 Uhr

 


Donnerstag, 16. März 2023

Das Geheimnis der Knospe

Das Geheimnis der Knospe wird nicht offenbar, wenn sie sich öffnet. Es verbirgt sich mit dem erscheinenden Blatt oder der Blume sogar noch mehr.

Aus: Volker Friebel (2023): Das Echte. Bunte Steine. Edition Blaue Felder, Tübingen.

 


Mittwoch, 15. März 2023

„Der Glaube an die unbegrenzte Formbarkeit des Menschen ist natürlich allen Leuten willkommen, für die es vorteilhaft wäre, wenn der Mensch keinerlei angeborene Fähigkeiten und Leistungen besäße und somit unbegrenzt manipulierbar wäre.“

Lorenz, Konrad: Der Abbau des Menschlichen. Piper, München, 1983, Seite 213 (10. Kapitel, letztes Drittes des Unterkapitels „Die pseudodemokratische Doktrin“)

Hm. Was allerdings nicht heißt, dass der Mensch nicht weitgehend manipulierbar wäre. Dass unsere Gene unsere Freiheit schützen, wirkt paradox. Aber es lässt sich tatsächlich so sehen. Peinlich für uns.

 


Dienstag, 14. März 2023

Die letzten drei Tage war ich mit einem Versuch über computer-generierte Texte am Beispiel von Haiku beschäftigt. Heute Nacht wurde das abgeschlossen und auf Haiku heute veröffentlicht: https://www.haiku-heute.de/archiv/friebel-2023-gutenbergs-schatten-computer-generierte-haiku/

 


Montag, 13. März 2023

Ein neues Lied ist erschienen: Dunkles Licht. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube, wo man es frei hören kann (auch auf Spotify usw.).

Astern,
dunkles Licht an einem Morgen
des Krieges.

Die Biene trägt den Nektar
nicht mehr zum Stock. Ihre Flügel
sind schwer. Sie hat sich niedergelassen
im Staub des Weges, müd geworden
vom Menschendunst.
Sie wird hier sterben,
während die Tür eines Autos knallt,
während im Radio munter
die neuesten Zahlen des Niedergangs scheppern,
während Elfenfäden treiben, irgendwohin
in eine Zukunft in der irgendein neuer
Anfang ist.

Dunkles Licht
an einem Morgen des Krieges.
Astern.

 


Sonntag, 12. März 2023

Die ersten Schlüsselblumen in Tübingen.

 


Samstag, 11. März 2023

Die ersten Veilchen sind da.

Motorknattern.
Aus Licht geworden unter dem Baum
erste Veilchen.

Sa. 11.03.2023, Wanderung Tübingen Nordstadt – Unterjesingen, hinter Roseck

 


Freitag, 10. März 2023

Ein neues Lied ist erschienen: Die Festung. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube, wo man es frei hören kann (falls zuvor Werbung kommt, ist für sie YouTube verantwortlich, nicht ich).

Das Lied ist über zehn Minuten lang, hier nur die letzte der sieben Strophen:

Rosenhecken, Holunder.
Jahrhunderte gehen ins Land.
Die Frau summt ein Lied,
bricht Dolden in ihren Korb.
Nur in der Wahrheit sprudeln die Quellen.
Nur im Gesang spürt das Herz
die Wunder der Welt und kommt zu sich selbst.
Oder ganz in der Stille.
Über dem Hangwald thront eine Wolke.
Federbetten. Weiße Mauern
im Licht.

 

Wie aus der Festung, hinter der morgens die Sonne auf- und abends untergeht, die also immer und überall über uns ist, das Wolkenschloss Frau Holles werden kann, weiß ich allerdings auch nicht. Ich habe beim Dichten gestaunt.

 


Donnerstag, 9. März 2023

 


Mittwoch, 8. März 2023

Die Welt verändern durch … Selbst zur Ruhe zu kommen, in diesem Augenblick, einfach mit allem Handeln ein paar Momente aufhören, entspannen, tief Atem holen, mit allen Sinnen die Umgebung wahrnehmen.

 


Dienstag, 7. März 2023

Ein neues Lied ist erschienen, Lass nicht zu dass die Quellen versiegen. Ein Klick auf den Titel führt zum Lied auf YouTube, wo man es frei anhören kann (falls vorher Werbung erscheinen sollte, setzt die YouTube, nicht ich).

Vanilleblüten im Haar,
im Ohr die Phrasen des Berliner Diktats.
Hörst du hinter Wällen die Nachtigall?
Wölfe schweifen umher.
Durchs dürre Land strömen Bäche.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.

Umgeben vom Wunder mein Leben.
Doch das Dunkle lugt durch alle Medienkanäle herein.
Die Blitze am Horizont kommen näher.
Ich schlag auf dem Tamburin,
ich zupf die Saiten meiner Gitarre.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.

Ein Laster fährt Stämme
zum Sägewerk, zur „Wertschöpfung“.
Duft von Harz bleibt zurück.
Medienschaffende bereiten im Sumpf ihrer Leben
den nächsten Krieg vor.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.

Wann, wenn nicht jetzt ist der Augenblick?
Wann, wenn nicht jetzt beginnt die Welt
zu singen? Der Amsel lausch,
nicht der Wahrheit des Lautsprechers.
Nur der Schlag unserer Herzen ist echt.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.

 


Montag, 6. März 2023

Das Wort „Freiheit“ scheint mir seit Jahrzehnten auf dem Rückzug zu sein. Wohlstand scheint eigenartigerweise hemmend auf Freiheit zu wirken. Oder besser: Die mit dem Wohlstand verknüpfte Angst, ihn zu verlieren. Freiheit zieht sich wieder zurück in die Gene, als grundsätzliche Möglichkeit. Wie der Homo sapiens nicht der vernünftige Mensch ist, sondern der vernunftbegabte.

Karneval ist kein Indiz für Freiheit, sondern für sein Gegenteil, so wie ein Sicherheitsventil zur Druckentlastung Indiz für einen Kessel und den möglicherweise gefährlich ansteigenden Druck in ihm ist. Immerhin.

 


Sonntag, 5. März 2023

„Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.“

Friedrich Nietzsche (1886): Jenseits von Gut und Böse, Nummer 156

Wenn das so ist, warum? Weil in den Genen des Menschen Realität festgeschrieben ist, soziale und ideologische Konstruktionen dagegen in sich keinen solchen Halt haben und deshalb dazu neigen, wild zu wuchern.

Die Einzelnen sollten Anker der Normalität für ihre Gruppen, Parteien, Völker, Zeiten sein. Und sind es meist. Und beugen sich doch auch im Wind. Im Sturm dann mehr.

 


Samstag, 4. März 2023

Auf der Frage nach ihren Wünschen antwortet mir Elisabeth: Sie wolle einfach nur diesen Apfel in Ruhe essen.

Notiz vom Di. 10.05.2016, Tübingen

 


Freitag, 3. März 2023

The 5th Basho-an International English Haiku Competition 2022

Spots of colour –
the journey of light ends
in a meadow

日の斑
光の旅は
牧草地で終わる

Farbkleckse –
die Reise des Lichts endet
in einer Wiese.

Das Haiku schrieb ich Montag, 15.04.2019 am Nachmittag bei Reutlingen-Gönningen auf den Hochwiesen des Pfullinger Bergs. Nun kommt es von da auf die Auswahlliste eines internationalen Haiku-Wettbewerbs des Bashō-Museums in Tokio, Japan. 33 Haiku wurden ausgesucht, drei davon (nicht meines) hervorgehoben. 1.099 eingegangene Haiku aus 34 Ländern und Regionen bilden die Grundlage. Aus den deutschsprachigen Ländern ist sonst nichts dabei.

 


Donnerstag, 2. März 2023

Leute sitzen im Kaffeehaus, plaudern, trinken, an einem Tisch wird gerade gezahlt. Amseln singen. An Gräsern glänzt Tau. Löwenzahn freut sich auf den Aufbruch in eine neue Welt. Straßenarbeiter kehren das weg, was sie für Müll halten und was oft auch welcher ist.

Doch Müll ist ein Begriff ganz aus der Welt des Menschen. In der Natur – gibt es ihn dort auch? Es gibt Abgestorbenes, das aber Grundlage für neues Leben ist.

Das Wort „Bio-Müll“ ist ein Begriff, der versucht, Natur in eine Machenschaft des Menschen zu verwandeln und seiner Technokratie unterzuordnen. Und der Begriff trifft.

Mi. 04.05.2016, Fahrradfahrt Tübingen – Münsingen, vor Mittelstadt, morgens

 


Mittwoch, 1. März 2023

Neuansatz Fluten-Log

Unsere Welt ist wunderschön – und es steht nicht gut um sie. Das wissen alle. Und so gibt es viele Bemühungen der Politiker und ihrer Medien. Leider reichen die nicht hin, sie helfen manchmal hier ein wenig, wenn sich damit Gewinn machen lässt, um eben damit anderswo zu verschlimmern.

Eine Veränderung sollte aber doch möglich sein. Sie muss, wo sonst, an uns selbst ansetzen.

Das ist ganz einfach, denn bereits wenn ich mich etwas nur zuwende, verändert das mich und damit ein wenig die Welt. Wenn ich mich Geld zuwende, macht mich das berechnender. Wenn ich mich Natur zuwende, werde ich ruhiger und heller. Wir müssen uns auch Geld zuwenden, um zu leben. Aber nicht in dem Ausmaß, in dem wir das jetzt tun. Es geht um die Richtung, in die wir uns entwickeln wollen.

Den Zustand der Welt ausblenden oder übertünchen, möchte ich nicht. Selbst wenn das eine Zeit gelingen sollte, macht es blind. Ein Lied über die Liebe übertüncht den Zustand der Welt nicht, denn die Liebe gehört wie alle Schönheit dazu. Das sind die Quellen des Lebens, sie geben uns Kraft.

Die Quellen sind immer da, wenn auch zu Zeiten wie den unseren oft nur verdeckt. Ich möchte sie aufzeigen, so wie im Lied „Tief verborgen“:

Im Schatten der Mauern
liegt Reif. Ein Winter fiel über
alle Felder und Zeiten des Jahres.
Im Schatten des Menschen
ist der Glanz all der Wasser
und Blumen und Augen
immer noch da.
Siehst du ihn auch?
Hörst du die Lieder der Bäume?
Hörst du die Lieder von Quelle und Wind?
Hörst du deinen eignen Gesang,
tief in dir,
tief verborgen?
Auch du kannst dort sein,
im inneren Licht,
tief verborgen.

Das Lied bei YouTube.

Sich diesen Quellen zuwenden, in der Natur, im Miteinander, im alltäglichen Handeln, im Lied, im Text, und nicht immer nur tief verborgen, heißt sich verändern. Wer diese Veränderung teilt, lässt die Welle weiterrollen.

So will ich ab diesem ersten Frühlingstag wieder täglich Beiträge in den FlutenLog setzen. Meist wird das nichts Großes sein, manchmal nur ein Zitat, ein Foto, ein Lied.

 


Montag, 23. Januar 2023

Heute erschienen: Volker Friebel (2023): Kos. Texte und Bilder. Edition Blaue Felder, Tübingen. Nur als eBuch.

Ein Auszug:

[…]

Am Strand,
dem roten Dämmern entgegen,
die Geschichten des Sands.

Zu diesen Geschichten gehören auch welche der Menschen, beeinträchtigen die doch mit jedem Strandspaziergang, mit jedem Schritt im Sand, die natürliche Ordnung – die das Meer mit seinen Wogen schnell wieder herstellt. Doch gehören wir Menschen nicht auch zur Natur? Wie sollte da irgendetwas, das wir tun, die natürliche Ordnung angreifen können?

Die mehr oder weniger zerfallenen Bunker allerdings, befestigte MG-Stände, auf die wir treffen, waren nicht zur Verteidigung gegen das Meer gedacht.

[…]

 


Mittwoch, 18. Januar 2023

Nächstes Jahr will ich mich mehr um den Fluten-Log kümmern, schrieb ich, und komme nicht dazu. Obwohl das Jahr entspannter als die letzten Jahre beginnt.

Heute immerhin die Revision des letzten erschienenen Albums der Tausend Lieder. Damit bin ich mit den Revisionen durch.

Friebel, Volker (2023): Im Rauschen. Lieder. Audio-Album. Edition Blaue Felder (LC 99060), Distributor: MusicHub. Laufzeit: 40:45 Minuten.

Das Album sollte überall zu finden sein, am einfachsten vielleicht auf YouTube: Im Rauschen. Das Album ist 20 Sekunden länger geworden, denn ich habe das Gitarren-Solo am Ende des Lieds „Augen der Liebenden“ (in der Erstausgabe hieß es „Leuchten“) verlängert.

Darin als persönlicher Hör-Tipp das Lied: Essig-Trinker.

 


Sonntag, 1. Januar 2023

Heute erschien: Volker Friebel (2023): Das Echte. Bunte Steine. Edition Blaue Felder, Tübingen. Mit 20 SW-Bildern. PapierBuch und eBuch.

Ein besonders kleiner Stein daraus:

Gründe

Alles hat seine Gründe, das Gute wie das Schlechte. Das Gute erschöpft sich aber in ihnen nicht, und das Schlechte wird durch sie nicht entschuldigt.

Und noch einer:

Die Farben selbst

Wenn du die Farben nicht in dir selbst herstellen kannst, bleibt deine Welt grau. Angebote gibt es so viele, in jedem Tropfen Tau, im Regenguss, in jedem Lichtstrahl.

 


Fluten-Log: Aktuell, Archiv: 17, 16, 15, 14, 13, 12, 11, 10, 09, 08, 07, 06, 0504, 03, 02, 01 (ab 07.06.2018)