Fluten-Log – Archiv 04

Gelegentlich etwas Neues oder Altes, Text oder Foto oder Musik, ausgearbeitet oder Notiz. Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Beiträge von Volker Friebel.

Fluten-Log: Aktuell, Archiv: 14, 13, 12, 11, 10, 09, 08, 07, 06, 0504, 03, 02, 01 (ab 07.06.2018)


Dienstag, 24. September 2019

Waldstille.
Der Ton am Horizont schwillt an,
wird zum Schwertransporter.

Er hat frisch ausgehobene Erde geladen.

Ein Stück weiter stehen neben abgeladenen Felsen ein Auto und ein Bagger am Waldbach, der sich hier durch Erosion dem Forstweg bedrohlich genähert hat. Die Felsen stammen offensichtlich aus einem Steinbruch, sollen den Bachlauf befestigen.

Auf der anderen Seite des Forstwegs liegt ein letztes Jahr künstlich errichteter Weiher. Er wird als Löschwasser-Reservoir für mögliche Waldbrände und zum Aufbau einer größeren ökologischen Vielfalt dienen.

Wieder ein Stück weiter kommt mir der Laster von vorhin entgegen. Ob und wo er seine Fracht abgeladen hat, kann ich nicht sehen.

Nach Rast an einem anderen Weiher lasse ich einen Holztransporter vorbei.

Die vielen Bemühungen der Menschen, um Gewinn, selbst um „das Gute“: Natur, Artenschutz, Vielfalt. Weshalb mir Jahr um Jahr unwohler dabei wird. Weshalb ich von Jahr zu Jahr immer weniger Gut und Schlecht unterscheiden kann.

Ohne eben dieses Bemühen, das den Waldweg freihält, käme ich nicht hierher.

 


Sonntag, 22. September 2019

Eine Gitarren-Improvisation von heute Abend.


Freitag, 20. September 2019

Sonnenuntergang.
Ein Schwan schwimmt aus dem Gleißen
dem Schilf zu.

Wir sitzen auf der Holzstufe einer Vogelbeobachtungsstation im Eriskircher Ried, schauen durch die Stäbe des Metallgeländers über den Bodensee zu den Bergen des Schweizer Ufers.

Lärm von der viel befahrenen Straße hinter uns, jenseits von Schilf und Wald. Dumpfes Dröhnen am Himmel. Die Werke des Menschen in dieser unbeschreiblichen Schönheit. Doch nur der Mensch kann die Schönheit erkennen, die er zerstört. Oder nehmen auch die Enten sie wahr, die kleinen Geschwister des Menschen, von denen sich gerade zwei oder drei im Röhricht bemerkbar machen?

Der Schwan ist verschwunden, irgendwo im Schilf wird sein Nest sein. Ein Streifen am Horizont ist blau, mit dem roten Feuer der Sonne, die nun eben die Berge zu berühren beginnt.


Donnerstag, 12. September 2019

Ein Abstecher von unserer Fahrradrunde Tübingen – Schönbuch – Herrenberg – Ammertal – Tübingen zum Schönbuch-Turm, eröffnet vor einem Jahr. Solche Türme sind die letzten Jahre einige errichtet worden. Ganz wohl dabei ist mir nicht, sind sie doch ein weiterer Schritt bei der Verwandlung der offenen Natur in ein Klassenzimmer.

An den Stufen des Turms konnten Menschen gegen einen Beitrag zu den Kosten Inschriften setzen. Die meisten wählten ihren Namen. Mindestens zwei Zitate aus dem Daodejing fand ich allerdings auch. Dieses Buch diskutiere ich gerade mit Hu Hsiang-fan, der eine neue Übersetzung aus dem Altchinesischen herausbringen wird.

Von der obersten Plattform des Turms, 40 Meter über dem Boden, schweift der Blick über den großen Wald zu den Dörfern am Horizont. In einem davon bin ich geboren.

 

 


Sonntag, 8. September 2019

Mittwoch, 8. September 1999 – an diesem Tag ging www.volker-friebel.de erstmals online. Fünf Wochen zuvor hatte ich schon eine eigene Netzseite als Unterseite bei T-Online eingerichtet, zwei weitere Wochen davor einen Netzzugang beantragt und ein Modem bestellt. Der Versuch, es zu installieren, misslang allerdings, mein Rechner fiel komplett aus, erst ein Computer-Laden bekam das Problem in den Griff.

Online vor 20 Jahren: Die Datenübertragung war begrenzt, es wurde im Minutentakt abgerechnet. Dauernd im Netz zu sein, ging sowieso nicht, denn dann funktionierte das Telefon nicht. Das änderte erst DSL, bei mir Ende 2007.

Fast alles, was ich heute tue, ist im Netz oder für das Netz oder über das Netz. Die Selbstverständlichkeit, die Allgegenwärtigkeit des Netzes hat sich in diesen gerade einmal 20 Jahren entwickelt. Seine Perspektiven waren allerdings von Anfang an klar.

Was für Perspektiven für entsprechende neue Entwicklungen gibt es heute? Vielleicht in der Mobilität? Selbstfahrende Verkehrsmittel, eine sich dadurch verändernde Stadt? (Denn das werden bald kleinere Vehikel sein als die heutigen Autos, die Straßen ließen sich bald vielleicht umbauen, dadurch Fußgänger und Unmotorisiertes und kleine Elektromotoren bevorzugen.) Aber sonst?

Umstellung der Energieversorgung, vermutlich. Unmittelbar sichtbar wird die weit weniger sein.

An medizinischem Fortschritt haben die Zukunftsforscher viel versprochen, die Entwicklung stürzt auch von „Durchbruch“ zu „Durchbruch“, immerhin. Die realen Auswirkungen auf die breite Gesamtheit der Menschen bleiben bisher aber eher gering, selbst bei so einfach scheinenden Problemen wie Haarwuchs, Hautverjüngung, dritten Zähnen aus Stammzellen, Krebs.

Gesellschaftliche Veränderungen, etwa neue Wohnformen: Vor 100 Jahren wurde mehr als heute versucht.

Vorhandene Veränderungen von oben, etwa die Rundumüberwachung aller Menschen und die Beeinflussung der umlaufenden Informationen, sind schon weiter fortgeschritten, als die meisten Menschen wissen, bleiben vorläufig aber fast unsichtbar (außer natürlich die Beeinflussung erfolgt durch unerwünschte Gruppen, die wird kommuniziert).

Die Klimaveränderung und die Versuche, das bisherige Klima zu konservieren. Mir scheint, das wird von den Spitzen der Gesellschaft vor allem als eine gute Gelegenheit betrachtet, Menschen zu beschäftigen, damit sie nicht an peinlicherer Stelle unangenehm werden. Und es ist eine Gelegenheit zu beobachten, wie klein, überschaubar und beeinflussbar den guten Menschen die Welt vorkommt. Terraformung des eigenen Planeten, aus dem Stand heraus – allerhand! Vielleicht ist das in 100 Jahren möglich, wenn die Entwicklung nicht abbricht, vielleicht in 1.000. Allerdings ja: Versuchen muss mans.

Bis fast in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts schienen mir die Menschen sehr optimistisch, was die Zukunft anbelangt. Nimmt man die Filmindustrie als Maßstab, die aus wirtschaftlichen Gründen mit dem spielt, was die Menschen beschäftigt, hat sich das völlig geändert. Blutrünstige Zombies auf einer weitgehend unbewohnbaren Erde, so lassen sich die heutigen Visionen zusammenfassen. Das ergibt nicht viele Gründe, optimistisch zu sein.

Aber braucht einer Gründe dazu? Dann steht es wirklich schlecht.

 


Mittwoch, 4. September 2019

Prosa und Fotos um die Mörike-Ruhe bei Bebenhausen, aus einem Besuch dort gestern.


Mittwoch, 28. August 2019

Die letzte Zeit wieder mehr Gitarre. Hier eine Improvisation aus dem heutigen Abend.

 


Samstag, 24. August 2019

Zwischen gefallenen Äpfeln
eine Gans,
den Schnabel zum Himmel gereckt.

Mauersegler –
von ihren Schatten gehoben
ins letzte Licht.

Nachsommernacht.
Schritte tönen
durch das Nichtendende.

Seinen Koffer verschnürt –
der Mann schaut auf den Boden
des Zugabteils.

Kätzchen fängt Fliegen.
Eine Schaukel,
vom Wind bewegt.

Fünf Haiku aus: Volker Friebel (2018): Spatzengeplauder. Haiku. Edition Blaue Felder, Tübingen.

 


Mittwoch, 21. August 2019

Das meint Paula!

Da lese ich doch: „Sei vorsichtig beim Lesen von Gesundheitsbüchern, der kleinste Druckfehler kann dein Tod sein.“ (Mark Twain (1835-1910))

Der Mann ist längst tot. Damals lasen die Menschen viel mehr. Wir werden älter als sie …

 


Montag, 19. August 2019

Wünschelrute

Eine Geschichte für Kinder und Erwachsene, um Traurigkeit, Zauberworte und das Lied, das in allen Dingen schläft … Zur Geschichte.

 


Montag, 12. August 2019

Wände aus Vögeln

Waldlichtung, fahl hohe Halme,
Reste vom vorjährigen Gras
wollen noch immer sein.
Darüber das Flugzeuggrollen.
Der Bach im Tal rauscht ganz anders.
Die Wände ringsum
sind aus Vögeln.

Aus: Volker Friebel (2008): Brunnensteine. Gedichte und Haiku. Zweite Ausgabe. Edition Blaue Felder, Tübingen.

 


Dienstag, 6. August 2019

Das meint Paula!

Man muss sich bewegen, der Gesundheit wegen! Sonst bewegt die sich.

 


Montag, 5. August 2019


Freitag, 2. August 2019

Viele Jahre lang dämmerten die Buntstifte in einer Tüte versteckt im Regal. In meinen Entspannungskursen hatte ich sie oft Kindern ausgeteilt, um etwas zur gelesenen Entspannungsgeschichte zu malen. Ich hatte zugeschaut, ermutigt, abgebrochene Stifte gespitzt, mit Kindern nach vermissten Farben gesucht. Was hat mich nun bloß dazu gebracht, die Stifte aus dem Dunkel wieder ans Licht zu holen, zu spitzen – und selbst zu probieren?

„Entspannungsgeschichten vom Wolkenschloss“, so heißt eine neue Sammlung, an der ich die letzte Zeit schrieb. Vielleicht packte mich der Übermut, weil die Geschichten so große Freude gemacht haben. In den früheren Büchern, bei Rowohlt, Ökotopia, Südwest und anderen Verlagen, waren Illustrationen meistens dabei. Das wollte ich nun auch im eigenen Verlag. Aber jemanden beauftragen? Am liebsten mache ich alles selbst. Die Verlage wollten das nicht, die wollten Profis. Nun erlaube ich es mir einfach – und werde beim Zeichnen wieder Kind. Die Note 4 von der strengen Lehrerin ist fast vergessen.

 

Volker Friebel (2019): Entspannungsgeschichten vom Wolkenschloss. Edition Blaue Felder, Tübingen. Mit Illustrationen. PapierBuch: 112 Seiten, 14,90 Euro, eBuch (epub-Format): 7,99 Euro.

Dieses Buch enthält eine Serie von Entspannungsgeschichten sowie eine Einführung dazu. Die 25 Geschichten vom Wolkenschloss eignen sich gut für das Vorschul- und Grundschulalter. Die Geschichten können als eigenständige Entspannung vorgetragen werden. Sie können aber auch an das Autogene Training oder die Progressive Muskelrelaxation für Kinder angehängt werden.

Entspannungsgeschichten sind eine ausgezeichnete Weise zur Ergänzung oder zur eigenständigen Durchführung einer Entspannung. Kinder und Erwachsene lieben sie und fördern mit ihnen ganz nebenbei Ruhe, Konzentration, Resilienz.

Die Illustrationen im Buch unterstützen das Lesen.

Bestellung im Buch- und Versandhandel, am schnellsten voraussichtlich im Shop des Druckwerks:


Dienstag, 30. Juli 2019

Lohan‘s Pub in Salthill, dem Unterhaltungsviertel von Galway. Wir nippen an unserem Guinness. Neben dem Klavier ist ein Tisch für Musiker reserviert, sie spielen um freie Getränke. Den Abend über werden es immer mehr.

Eilende Kellnerin.
Am Musikertisch der ‚Neue‘
reibt seinen Bogen.

Irischer Pub.
Das Funkeln im Weinglas
der Geigerin.

Text aus: Volker Friebel (2015): Im ausgewilderten Licht. Orte und Wanderungen. Edition Blaue Felder, Tübingen.


Sonntag, 21. Juli 2019

Das meint Paula!

Der Chef zitierte heute eine Studie, nach der Lerchen, Morgenmenschen, länger leben und gesünder sind. Schön für sie – aber ich Eule bin eine Eule! Was tun? Steh ich nun früher auf? Das liegt nicht in meiner Natur!

Als ich das dem Chef klagte, meinte der: Am besten ist nicht das, was dem Durchschnitt der Menschen entspricht, sondern das, was zu deiner eigenen Natur passt. Sonst wäre es am besten, 1,999 Beine zu haben.

Originalartikel: Knutson, Kristen L. & Malcolm von Schantz (2018): Associations between chronotype, morbidity and mortality in the UK Biobank cohort. Chronobiology International, DOI: 10.1080/07420528.2018.1454458

 


Samstag, 20. Juli 2019

Volker Friebel (2019): Lebensgezeiten. Bilder und Verse. Edition Blaue Felder, Tübingen. Mit 21 Farb-Bildern. PapierBuch: 48 Seiten, 14,00 Euro. Das gedruckte Buch gibt es hier:


Mittwoch, 10. Juli 2019

Der ganze Körper des Vogels gibt diesen Ton, während der Sturzbach rauscht, während Kuhglocken läuten. Wir steigen immer höher. Das Dorf liegt hinter uns. Die Farben der Weiden sind weniger bunt geworden, dafür intensiver. Arnika, ein paar Trollblumen, viele Namen kenne ich nicht. Unscheinbare Bergschmetterlinge. Tief unter uns liegt der See.

Silsersee im Oberengadin, Foto Volker Friebel

 


Freitag, 5. Juli 2019

Wenn Wasser für Leben steht, steht der See für die Fülle des Lebens. Ein Boot auf dem See. Eine glückselige Insel. Berge spiegeln sich.

Silsersee im Oberengadin, Foto Volker Friebel

 


Montag, 1. Juli 2019

Weshalb empfinden wir die offene Natur als schön? Das Gebirge etwa, diesen See auf 2.600 Metern Höhe, an dem kaum etwas wächst, auf dem noch im Juli Eisschollen schwimmen. Nichts an ihm und an unserem Empfinden für Schönheit, an unserer Begeisterung hier zu sein, in diesem Himmel zu atmen, hilft uns weiter im Spiel des Lebens. Und trotzdem!

Lej Sgrischus im Oberengadin, Foto Volker Friebel

 


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