Kollektiver Wahnsinn
Volker Friebel (2023): Kollektiver Wahnsinn. Lieder. Audio-Album. Label: Edition Blaue Felder (LC 99060). Distributor: MusicHub. EAN: 4064946183506. Laufzeit: 46:50 Minuten.
1 Aus der Dunkelheit 5:37 ISRC: DEYX82156665
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
2 Verborgene Knospen 4:14 ISRC: DEYX82156664
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
3 Die Glut 3:56 ISRC: DEYX82156663
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
4 Blüten im Wüstensand 3:15 ISRC: DEYX82156671
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
5 Im eigenen Land 3:42 ISRC: DEYX82156668
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
6 Über die Grenze ins Blau 4:11 ISRC: DEYX82156667
Besondere Empfehlung mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
7 Lass nicht zu dass die Quellen versiegen 4:48 ISRC: DEYX82156662
Besondere Empfehlung mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
8 MG-Stand im Meer 3:15 ISRC: DEYX82156670
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
9 Antworte ihm 3:15 ISRC: DEYX82156666
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
10 Die Festung 10:33 ISRC: DEYX82156669
mp3-320 mp3-256 mp3-192 mp3-128
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pdf mit allen Texten des Albums: Texte „Kollektiver Wahnsinn“ (die stehen auch unten auf dieser Netzseite).
Cover: Bild „Kollektiver Wahnsinn“ (500×500 Pixel)
Künstlername: Volker Friebel
Album: Kollektiver Wahnsinn
Text, Musik, Aufnahme, Bild: Volker Friebel
Veröffentlichung: Mai 2023
Label: Edition Blaue Felder (LC 99060)
Der ISRC ist in die einzelnen Stücke eingearbeitet
Album EAN: 4064946183506
Kontakt: post@volker-friebel.de
Sende- und Nutzungsgenehmigung (Text siehe auch ganz unten)
Volker Friebel lebt in Tübingen (Deutschland). Seine Texte sind deutschsprachig und betont bildhaft. Oft steht Natur im Vordergrund, in diesem Album allerdings vor allem das Versagen des Menschen.
Die Texte des Albums
Aus der Dunkelheit
An den Quellen im Wald
singen Vögel. Das Leben strömt
aus der Erde ans Licht.
Wir reiben uns die Augen
und blinzeln hinauf.
In der Ferne die Trommeln
dröhnen noch in den Traum.
Am Wegrand ein verlorener Schuh,
Schuppen von Panzern,
eine Spieluhr, defekt.
Wir folgen in langen Kolonnen
dem Wallach der Königin.
Der Takt unserer Schritte.
Vergissmeinnicht.
Wir schlagen an unsere Schilde.
Vom Blut des toten Helden
trinken die Blumen am Pfad.
Ein Lindenblatt fällt.
Alle Blätter der Linde wirbelt
ein Engel vom Baum –
oder ein Adler –
oder der Wind.
Wir schreiten durch das Spalier
der Priester, sie segnen
unsere Lanzen.
Die Quellen im Wald
sind verlassen. Doch Vögel singen
vom Leben.
Der Duft wilder Veilchen quillt aus
der Dunkelheit.
Klang ferner Trommeln.
Die Königin summt.
Im Märchenbuch die Kreuzritter lachen.
„Die Geschichte wiederholt sich
nie gleich“, behauptet die Sprecherin
und greift nach dem nächsten Blatt.
„Schmiedet Pflüge zu Schwertern,
pflanzt Stacheldrahthecken
zum Schutz unserer Liebe,
Rosen blühen im Sommer auf.“
Im Märchenbuch der Inquisitor
wischt sich Tränen aus dem Gesicht.
Wir schlagen an unsere Schilde.
Unter den Schritten die Erde bebt.
Wachtürme wachsen. Doch der Himmel
bleibt grenzenlos.
Die Quellen im Wald
sind vergessen. Doch Vögel singen
vom Leben.
Der Duft wilder Veilchen quillt aus
der Dunkelheit.
Verborgene Knospen
Während die Welt des Menschen
ins Dunkel dreht, springen am Waldbach
verborgene Knospen, die Knospen
des Frühlings, schmilzt dort das Eis,
lässt eingeschlossene Blätter frei,
sie tanzen schon in der Strömung
durch Vogelgesang.
Die Menschen schweigen,
sprachlos geworden im Lautsprecherlärm.
Doch in ihrer Tiefe murmeln die Quellen,
sie sammeln sich, fließen über
und steigen ins öde Land.
Ein Samen, Jahrhunderte alt,
mag sich nun öffnen ins Licht.
Die Festung wirft ihre Schatten
über das dürre Gras. Die Sonnenuhr zeigt
immer dieselbe Stunde an,
die Stunde des Menschen.
Wann wird die Nacht endlich enden?
Wann blüht der Kirschbaum und summt?
Wir halten einander.
Komm, lass uns tanzen.
Mit jedem Schritt hebt sich Staub
und duftet von Träumen, die schwere
Stiefel zertraten, hinter dem Wallach
der Königin. Wir sind nur der Augenblick.
Wir sind nur der Kaktus,
der eine Nacht blüht.
Die Glut
In die blühenden Bäume
fiel Schnee. In der Nacht
sind alle Blumen erfroren.
Ein graues Tuch ist der Himmel,
er verdeckt alle Sterne.
Ob unter den Kristallen
noch Knospen warten?
Ob der Mond noch immer das Meer
ein kleines Stück hebt?
Die Sonne hat sich zurückgezogen,
tief in das Holz,
tief in die Mauern aus Stein und Gesang,
tief in mich selbst.
Ein Vogel beginnt im Dämmern
sein Lied. Ein zweiter fällt ein.
Spürst du in ihnen die Glut?
Blüten im Wüstensand
Ein altes Fenster, gelehnt an die Wand,
Blüten, bedeckt mit Wüstensand.
Den trug der Wind übers südliche Meer
bis zu uns her.
Das neue Fenster ist trüb und klein,
doch immer noch fällt der Himmel ein.
Fliegen da Wildgänse? Hörst du den Schrei?
Sie fliegen frei.
Der Wind beugt alle Gräser im Ried.
Ich stimm die Gitarre für ein Lied,
das keiner mehr kennt oder kennen will.
Trotzdem, ich spiel.
Zwischen Satelliten ein Stern.
Was echt ist, muss einsam werden und fern.
Im All die Sonnen berühren sich nicht.
Aber ihr Licht.
Du hast ein Bild von den Rosen gemalt.
Amseln singen. Das Haus ist bezahlt.
Die Speicher sind voll, das Essen ist gut.
Aber die Glut.
Am Horizont das Wabern wird rot.
Nachbarn bauen ihr Haus um zum Boot.
Wir leben den Winter, streng und klar,
sein Eis ist wahr.
Ein Herz, gemalt in Saharastaub.
Die Fenster öffne. Aus Knospen wird Laub.
Wildgänse fliegen, nordwärts nun, schwer,
über das Meer.
Ein altes Fenster, gelehnt an die Wand,
Blüten, bedeckt mit Wüstensand.
Den trug der Wind übers südliche Meer
bis zu uns her.
Im eigenen Land
Mir hat das Licht die Augen verbrannt,
nun irre ich blind unterm Himmelsrand.
Die Trommeln schlugen mich taub und stumm,
nun gehe ich als ein Fremder um,
im Land, im eigenen Land.
Ich liebe die Bäche, die Dörfer, die Hänge
voll Reben, voll Apfelbäumen, die Enge
im Klassenzimmer liebe ich nicht,
doch das unendlich fallende Licht,
im Land, im eigenen Land.
Die Königin hat uns beim Spielen betrogen,
sie hat das Blaue vom Himmel gelogen.
Sie baute in den Himmel hinein,
nun stürzen all ihre Balken ein,
im Land, im eigenen Land.
Während auf allen Sendern sie hetzen,
will ich meine Augen benetzen.
Das Wasser des Lebens, kühl und klar,
es macht vielleicht auch Menschen wahr,
im Land, im eigenen Land.
Bruder bin ich der Hügel, der Quellen,
Kind der Sonnenstrahlen, der hellen.
Doch hat ihr Licht mir die Augen verbrannt,
nun irre ich blind unterm Himmelsrand,
im Land, im eigenen Land.
Über die Grenze ins Blau
Im Kirschbaum singt eine Amsel –
doch niemand hört zu.
Auch diese Frau nicht, sie hat Stöpsel im Ohr,
sie wiegt sich im Takt, den niemand sonst hört,
im Takt ihres Herzens,
gehackt, kopiert, zweckoptimiert,
im Quellcode des Himmels.
Ein Kiesel am Fluss
hat zu sprechen begonnen, nach Jahrmillionen –
doch niemand hört zu.
Auch dieser Mann nicht, er steckt Grenzen ab,
für ein Naturschutzprojekt.
Ein Schmetterling fliegt vorbei,
in die Zukunft der Welt, die seine nicht ist,
von der Behörde geplant, genehmigt, gebaut,
zur Wertschöpfung freigegeben
und für ein Jahr Betrieb zertifiziert.
Ein Grashalm wiegt sich im Rasen
vor der Verwaltungszentrale –
doch niemand sieht hin.
Auch dieses Kind nicht,
es schaut auf den Schirm,
auf dem sich ein Glückskleeblatt wiegt,
auf dem eine Elfe hinunter sich beugt
und es pflückt und hochreckt,
im Land, in dem alle Träume verdunsten,
das alle Träume ersetzt
durch etwas im Kaufpalast.
Schmetterlinge sind klassifiziert;
die letzten freien flogen gestern
über die Grenze ins Blau.
Lass nicht zu dass die Quellen versiegen
Vanilleblüten im Haar,
im Ohr die Phrasen des Berliner Diktats.
Hörst du hinter Wällen die Nachtigall?
Wölfe schweifen umher.
Durchs dürre Land strömen Bäche.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.
Umgeben vom Wunder mein Leben.
Doch das Dunkle lugt durch alle Medienkanäle herein.
Die Blitze am Horizont zucken näher.
Ich schlag auf dem Tamburin,
ich zupf die Saiten meiner Gitarre.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.
Ein Laster fährt Stämme
zum Sägewerk, zur „Wertschöpfung“.
Duft von Harz bleibt zurück.
Medienschaffende bereiten im Sumpf ihrer Leben
den nächsten Krieg vor.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.
Wann, wenn nicht jetzt ist der Augenblick?
Wann, wenn nicht jetzt beginnt die Welt
zu singen? Der Amsel lausch,
nicht der Wahrheit des Lautsprechers.
Nur der Schlag unserer Herzen ist echt.
Lass nicht zu, dass die Quellen versiegen.
MG-Stand am Meer
Dornenranken.
Ein überspülter MG-Stand
im Meer.
Stille Panzer hinter
Stacheldrahtzäunen.
An Brennnesseln träumen
Schmetterlingspuppen.
Ein trocken gefallener Bachlauf
führt zur Touristenmeile.
Tavernen. Aphrodite lächelt mich an,
von einer Scherbe.
Preisschilder hängen
an jedem Ohr. Der Wind ist noch frei.
Die Sterne sind überstrahlt
vom hochgeworfenen Geld.
Eine leere Kabeltrommel
im Kies. Müde alte Gesichter.
Wache junge Gesichter, die nicht wissen,
wohin.
Im Schatten der Festung,
die sie schützen sollte,
werden sie selber zu Schatten,
Hochzeit um Hochzeit.
Aphrodite, hast du uns
vergessen? Gib uns
das Lächeln zurück.
Diese Welt ist die deine.
Dornenranken.
Ein überspülter MG-Stand
im Meer.
Antworte ihm
Auf Elfenfäden spielt Licht.
Meisen pfeifen am Brunnen im Wald.
Ich sitz im Gras und denk an das Sanfte
und Gute unter den Blitzen, dem Donner,
ich denk an die Quellen der Liebe.
Niemand ist hier, nur der Wind.
Es ist ein Wind der Veränderung.
Er wird auch mich berühren und dich
und ringsum die schwellenden Knospen,
doch nie die Quellen der Liebe.
Ein leeres Schneckenhaus.
Der Vogel hat für uns gesungen,
nun antworte ihm.
Die Festung
Im Schatten der Festung ein Hangwald,
wo die Luft kühl ist und schwer,
Duft von Kiefern und Vogelgesang,
durch den Bienen fliegen, sie sammeln
Honigtau in den Wipfeln.
Im Süden einst, zur Mittagsstunde, ließen sie
auf den Lippen des Dichters sich nieder,
Boten der Götter, Honig als Quelle
von Dichtung und Weisheit. Sie summen auch hier,
obwohl selten ein Lichtstrahl dringt,
in diese Schatten.
Zur Festung schauen die Jäger auf
und die Frauen im Dorf. Am Morgen zur Sonne,
wie sie erscheint, über den Mauern,
am Abend wie sie hinter den Fahnen
wieder versinkt. Nicht Küstengewässer
sind die Heimat des Menschen
und nicht die Savanne, es sind Höhlen im Fels.
Dem bauen sie nach, Stockwerk
um Stockwerk, hinauf in den Himmel.
Seine Musik, sie hören sie nur
wenn es donnert.
Sie haben zusammen gesungen,
nun lausen sie sich und blinzeln ein wenig
ins Feuer, wo Bärenfett tropft und zischt.
Ein Schädel steckt auf dem Pfahl
am Eingang ihrer Etagenwohnung.
Übern Bildschirm flimmern Szenen
vom näher kommenden Krieg.
Niemand schaut hin. Ein Säugling schreit.
In der Obstschale duften Orangen.
Eine Alte steht am bodentiefen Fenster
und blickt auf die Festung.
Die Büros ziehen sich tief hinab
in den Berg. Da werden die Leben
der Menschen vermessen, da werden ihnen
Marken in digitale Ohren geknipst.
Bildschirm um Bildschirm,
sie zeigen wie Spiegel zuletzt
nur sich selbst. Kaffeeflecken
auf Tischen aus schlechtem Furnier.
Das Öl versiegt, doch die Zahnräder
sind wartungsfrei, wenn auch
die Menschen verschwinden.
Über dem Hangwald der Mond.
Auf dem Pfad zwei Kinder, zwischen Kiefern
schreiten der Spur aus Kieseln sie nach,
dem Glanz im silbernen Licht.
Eine Eule im Baum, fern heulen Wölfe.
Augen lugen aus dem Holz
am Rande des Pfads.
Durch Rosenhecken, durch offene Tore
hinein in den Saal. Die runde Tafel.
Um den leeren Thron huschen Ratten.
Warane blinzeln sie an.
Gespaltene Zungen, kosten
vom Duft, der so lange nicht mehr
in der Halle war. Das Mädchen
streichelt ein geschupptes Haupt,
dessen Augen sich schließen.
Den Jungen schaut es an,
und der blickt zurück.
Und als es nickt, nimmt er Platz
auf dem Thron. Zwei müssen es sein,
für das Ende der Welt und für
ihren Anfang.
Rosenhecken, Holunder.
Jahrhunderte gehen ins Land.
Die Frau summt ein Lied,
bricht Dolden in ihren Korb.
Nur in der Wahrheit sprudeln die Quellen.
Nur im Gesang spürt das Herz
die Wunder der Welt und kommt zu sich selbst.
Oder ganz in der Stille.
Über dem Hangwald thront eine Wolke.
Federbetten. Weiße Mauern
im Licht.
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