Im Labyrinth

Volker Friebel (2022): Im Labyrinth. Lieder. Audio-Album. Distributor: MusicHub. EAN: 0406494650033. Laufzeit: 38:08 Minuten.

1 Wintersonnenwende 3:54
2 Zusammen 3:32
3 Meer der Freude 5:49
4 Wintermorgen 3:44
5 Leicht oder schwer 3:09
6 Stimmen des Lebens 2:57
7 März-Vollmond 3:32
8 Verse im Wind 4:32
9 Sing ein neues Lied 3:33
10 Im Labyrinth verirrt 3:21

Veröffentlicht: Fr. 18.02.2022
Text und Musik aller Lieder: Volker Friebel

Das Album ist wie meine anderen Alben vollständig auch auf meinem Audio-Kanal bei YouTube zu hören:
https://www.youtube.com/channel/UCa9r52JGr9BVzUg6PTWFFAg/playlists

Es ist das fünfte Album des Projekts Tausend Lieder. Eine Playlist bei Spotify mit jeweils vier Liedern aus jedem bisher erschienenen Album: Spotify – Tausend Lieder.

Wintersonnenwende

Wintersonnenwende.
Die Augen des Vogels öffnen sich.
Die Sonne wird wiedergeboren,
aus dem Frost,
aus der Dunkelheit.

Wir sind erwacht hinterm Fenster
und hören in der Stille den Ton,
aus ziehenden Nebeln,
den Ton des Lebens, eine Rose,
allein zwischen Dornen.

Träume schweben im Raum.
Finde ein Wort, dass die Sonne
heller noch in dein Leben scheint,
finde den Ton. Die Quellen murmeln
lauter denn je.

Wintersonnenwende.

Zusammen

Ins wieder auferstandene Gras
fallen Blüten, wir sind weit weg
von zu Haus. Lass an den Quellen
eine Hütte uns bauen.
Lass uns den Vögeln lauschen,
den Bächen, die im Dunkel des Waldes
verschwinden.
Lass mit den Gräsern uns singen.
Lass uns hier einfach sein, zusammen
in der Mitte der Welt.

Ein leeres Schneckenhaus.
Der Ton einer Flöte. Alles Wasser
findet einmal zum Meer.
Lass an den Quellen
eine Hütte uns bauen.
Lass uns den Wolken lauschen,
den Blättern, die sprießen,
die sich wiegen im Wind, den Blättern,
die fallen, fallen, die liegen,
die in der Erde sich lösen
und steigen, durch das Holz in das Licht.
Lass uns hier einfach sein, zusammen
in der Mitte der Welt.

Meer der Freude

Ein neuer Tag auf der Erde.
Die Sonne ist auferstanden aus ihrem Schatten,
millionenfach gebrochen im Schnee.
Siehst du das Funkeln?
Spürst du die Freude darin?

Am Rande des Dorfs,
im ärmlichsten Haus einer Flüchtlingssiedlung
legt die Hebamme einen Sohn
in die Hände der Mutter.
Eine Kuckucksuhr hängt an der Wand.
Sonnenstrahlen erleuchten
die graue Tapete. Ein alter Mann in der Ecke
betrachtet die Frauen, betrachtet die Tränen
der Freude, wischt sich selbst
über Augen und Wangen,
der Boden ist nass.

Ein Fisch will ich sein,
will schwimmen im Meer dieser Freude,
frei zwischen Korallen im flutenden Licht.

Ein Albatros will ich sein,
will gleiten über das Meer aller Freude,
zwischen Wolken im singenden Licht.

Ein Bär will ich sein, hoch im Norden,
will liegen im Moos zwischen blühenden Gräsern,
will brummen und blinzeln ins Licht.

Der alte Mann hat die Augen geschlossen,
er ist bei den Frauen, noch immer, sein Leben lang,
im Meer dieser Freude.

Wintermorgen

Wintermorgen.
Im Nebel geborgen die Quellen,
mein Herz.

Wir haben uns im Dämmern geliebt.
Wir haben zwischen Zweigen des Baumes
zum Mond aufgeschaut
und fanden einen Fleck am Himmel,
und einen Stern
tief in uns.

Spricht kein Wort,
lass dem Morgen uns lauschen,
der Wiege des Lebens,
zwischen Blumen und Gras.
Vögel singen vom Licht
und die Wolken.

Hinterm Horizont starren Mauern,
droht Stacheldraht. Die graben
mehr und mehr sich nun ein.
Lass nicht zu, dass ihre Schatten
den Traum uns vertreiben.
Die Liebe ist wahr.

Spür mit deinen Fingern
die Knospen, so glatt,
so rund wie der Mond.
In ihnen geborgen
der Frühling, mitten
im fallenden Schnee.

Wintermorgen.
Im Nebel geborgen die Quellen,
mein Herz.

Leicht oder schwer

Wolken,
seid ihr leicht, seid ihr schwer?
All die Wasser tragt ihr hoch
am weiten Himmel über uns,
jeder Wind nimmt euch gleich mit,
in den Horizont.

Träume,
seid ihr irre, seid ihr wahr?
Frag die Grille unterm Vollmond,
frag die Liebste, tief im Schlummer,
frag die Sterne, frag die Zeitung,
frag den Stacheldraht.

Leben,
bist du süß, bist du schwer?
Frag es mal die Nachtigall,
frag die Kerzen für die Toten,
frag den Fluss und seine Fische,
frag den Wind ums Haus.

Wolken,
seid ihr leicht, seid ihr schwer?
Frag die Blätter, wenn sie knospen,
wenn sie grün sind, wenn sie fallen,
frag den Schnee und frag die Quelle,
frag den Morgentau.

Stimmen des Lebens

Dampfende Wiesen.
Das Amselherz ist groß geworden
im Reif.

Ich möchte singen
und schweige doch, lausche auf all
die Stimmen des Lebens.

Ich möchte fliegen,
traumverloren, mit den Kranichen
hoch über dem Land.

Ich möchte strömen,
mit dem Wasser des Waldbachs,
an Schlüsselblumen vorbei.

Ich möchte tanzen,
im Regen, barfuß, strahlend,
auf nassem Asphalt.

Ich möchte schweigen
und singe doch, singe mit all
den Stimmen des Lebens.

Dampfende Wiesen.
Das Amselherz ist groß geworden
im Licht.

März-Vollmond

März-Vollmond – Knospen öffnen sich.
März-Vollmond – die Eule ruft,
März-Vollmond – in Schleierwolken
ein Leuchten, das aus der Wahrheit stammt.

Am Blutpflaumenbaum
ein süßer Duft. Die Bienen sind lange
im Stock. Die Nacht ist kalt,
und die Augen der Katze
funkeln von einer anderen Welt.
Lass uns gehen, dorthin
wo Kerzen scheinen, wo ihr Licht
unser Bett überschwemmt.

Deine Augen, dein Haar …
Es ist die Liebe, die uns lebendig macht.
Es ist das Lied, das uns die Nacht zeigt
und in der Nacht den Mond.

März-Vollmond – Knospen öffnen sich.
März-Vollmond – die Eule ruft,
März-Vollmond – in Schleierwolken
ein Leuchten, das aus der Wahrheit stammt.

Worte sind sinnlos.
Solang die Sterne kreisen,
ist nur der Mond wahr, wenn auch
die erste Amsel den neuen Tag
schon beginnt, mit einem Jubel
aus der Tiefe der Welt,
der auch in uns sich zeigt,
wenn wir lieben.

Deine Augen, dein Haar …
Es ist die Liebe, die uns lebendig macht.
Es ist das Lied, das uns die Nacht zeigt
und in der Nacht den Mond.

März-Vollmond – Knospen öffnen sich.
März-Vollmond – die Eule ruft,
März-Vollmond – in Schleierwolken
ein Leuchten, das aus der Wahrheit stammt.

Verse im Wind

Ein Mann ist am Wegrand niedergesunken.
Wind treibt Blütenblätter über ihn fort.
Die uralte Dichterin in ihrem Rollstuhl
öffnet die Augen.
Wir haben gelacht und geweint.
Schon ist alles Erinnerung, in uns,
in anderen Menschen, in diesen Versen,
im Boden, aus dem ein Grashalm
Anfang des Frühlings neue Kraft schöpft
für sein Grün.

Verse der Gräser,
Verse der Wolken,
Verse des tanzenden Staubs,
Verse des Mückenspiels,
Verse des murmelnden Waldbachs,
Verse der steifen Bände im Bücherregal,
Verse des Amsellieds,
Verse der Bienen im Stock,
Verse des Monds, der durch Schleier taucht,
Verse des blühenden Kirschbaums –
überall Verse,
alles wird dir zu Versen,
wenn du den Himmel liebst.

Sing ein neues Lied

Lausch dem Klang des Quells, lausch den Seelen du,
die noch unterm Ton vom Leben murmeln, blind.

Sing vom Schneckenhaus, sing vom Strand am Meer,
mit den Walen schwimm zum hellen Horizont.

Sing vom Hochgebirg, sing vom stillen See,
ringsum Fels und Eis, nur eine Blume noch.

Sing ein neues Lied für den Schmetterling,
für das dunkle Blau des Himmels über uns.

Lausch dem Vogelsang in der Dämmerung.
Nimm nun meine Hand, die Sonne sinkt so schnell.

Sterne funkeln hell dir im dunklen Haar,
deine Augen sind zwei Vögel in der Nacht.

Im Labyrinth verirrt

Flugzeugstreifen verschwimmen,
färben den Himmel weiß.
Ich breite meine Schwingen aus.

Ich baue am Stern.
Ich baue an einem Schmetterlingshaus.
Ich sehe im Kino den neusten Film.
Ich bin im Labyrinth verirrt.

Ein neuer Bannwald wird angelegt.
Der Hirsch äugt in das Dämmern,
zwischen dunklen Fichten.

Ich baue am Stern.
Ich baue an einem Reihenhaus.
Ich sehe im Kino den neusten Film.
Ich bin im Labyrinth verirrt.

Die Quellen murmeln noch aus dem Traum.
Die Liebste lacht und summt ein Lied
von der Liebe.

Ich baue am Stern.
Ich baue an einer Hütte am Meer.
Ich sehe im Kino den neusten Film.
Ich bin im Labyrinth verirrt.

 


Zur Übersichtsseite Tausend Lieder
Zur Hauptseite Eingang